7. Vortrag: Über die Keuschheit
Donnerstag Vormittag, 13. September 1883
Meine Kinder, wir erinnern uns gut, was ich gestern Abend über die Armut sagte. Ich hielt zwei Vorträge zu diesem Thema, um euch die Wichtigkeit der Armut gut zu zeigen, um euch verständlich zu machen, dass es für euch eine Gewissenspflicht ist, sie zu üben, und euch zu zeigen, welcher Gefahr ihr euch aussetzt, wenn ihr gegen sie fehlt. Man möge sich diese Dinge gut merken und sich zur Grundlage seines Verhaltens machen.
Heute, meine Kinder, will ich zu euch über das Gelübde der Ehelosigkeit sprechen. Durch das Gelübde der Ehelosigkeit verpflichtet man sich, keine Vereinigung in der Welt einzugehen, nicht wie die Personen der Welt zu leben, sich sehr rein zu halten. Dieses Gelübde besteht also darin, die Keuschheit zu üben, seinen Geist nicht schuldhaften Gedanken zu überlassen, seine Seele nicht weltlichen Zuneigungen anhängen zu lassen. Es besteht vor allem daraus, alles Körperliche zu meiden, das gegen es wäre. Über diesen Punkt habe ich keine Erklärungen zu geben, jede fühlt, wie sie darin handeln muss. Es gibt welche, die eine natürliche Neigung haben, gesucht und geliebt zu werden. Diese natürliche Neigung kommt von einer ungeregelten Selbstliebe. Es gibt zwei Mittel, dieser Versuchung zu widerstehen: das Gebet und die Abtötung. Man muss beten. Manchmal machen dies Personen, die in dieser Hinsicht versucht werden, nicht gern, sie können nicht beten. Nun, so sollen sie sich abtöten, fasten und sich geißeln. Sie müssen ihren Körper quälen. Da sie nicht beten können, müssen sie andere Mittel ergreifen. Sie müssen sich Leid zufügen. Das Sinnliche sucht sich, es muss sich abtöten, damit seine Zuneigungen es nicht zum Bösen bringen. Es muss die Abtötung immer gegen die Sinnlichkeit gerichtet sein. Gestern, meine Kinder, sprach ich zu euch über die Abtötung hinsichtlich der Armut, heute spreche ich über sie hinsichtlich der Keuschheit. In dieser Beziehung muss man der uns gegebenen Führung folgen. Es fällt dem Beichtvater zu, das Mittel anzugeben, und uns es zu ergreifen. Aber die wahren Mittel sind das Fasten, die Abtötung und das Gebet. Ich wiederhole es: es ist die gewöhnliche Abtötung nicht nur die von Hunger und Durst, sondern die des Verzichts auf den eigenen Willen.
Die Patres führen das Beispiel eines jungen Ordensmannes an, der von Gedanken versucht wurde, die gegen die heilige Tugend der Reinheit waren. Sein Oberer gesellt ihm einen Gefährten zu, der ihn dauern quält, der ihn demütigt, und ihm fortwährend widerspricht. Einige Zeit später trifft der Obere diesen jungen Ordensmann und sagt ihm: „Nun, wie steht es um ihre Schmerzen, ihre Versuchungen?“ „Ah!“, antwortete dieser, „ich habe wohl an anderes zu denken mit diesem Mitbruder, der mich ständig quält und mich keinen Augenblick in Ruhe lässt. Ich habe nicht einmal Zeit an all das zu denken, was ich zu machen und zu erdulden habe.“ Ihr seht, meine Kinder, das große Mittel, die Sinnlichkeit zu bekämpfen, ist die Abtötung. Die sinnliche Person denkt nur daran, sich an ihren Gedanken, ihren Zuneigungen zu ergötzen. Glaubt nicht, dass sie jemand liebt, sie liebt sich selbst und niemand gewinnt dabei, weder sie, die ihre Seele verliert, noch die anderen. Um ihre Sinnlichkeit zu zerstören, ist es unbedingt notwendig, dass man ihr etwas auferlegt, das sie stört, das sie ärgert und sie von sich selbst wegbringt. Das ist also das große mittel gegen die Sinnlichkeit in den Zuneigungen, die Sinnlichkeit, die die Seele schwächt, die macht, dass sie nur an sich denkt. Also, meine Kinder, wenn unter euch noch eine ist, die diese Versuchungen hat, muss sie sich abtöten. Sie braucht das Kreuz, um sie aus diesem Zustand herauszubringen, wo sich die Seele verwässert und in sich schwach wird, denn dieses Leben ist das Entgegengesetzteste zu unserem Gelübde der Ehelosigkeit.
Der heilige Franz von Sales sagt in Kapitel über die Keuschheit: Sie mögen nur nach dem himmlischen Gemahl streben. Er hat dieses Gelübde sehr gut verstanden, denn wenn wir auf jede irdische Zuneigung verzichten, bedarf es dennoch des Teils an Zuneigung, an Liebe, den unser Herz braucht. Wie werden wir diesen Teil bekommen? Indem wir unseren Herrn lieben. Meine Kinder, liebt ihr unseren Herrn genug? Wer unter euch liebt unseren Herrn sehr? Und dennoch, wem habt ihr euch hingegeben? Nicht einem Mann, ihr seid nicht verheiratet. Wem gehört ihr, wenn nicht dem Heiland? Wohlan! Atmet ihr nur für den himmlischen Gemahl? Beschäftigt ihr euch mit dem lieben Gott, sprecht ihr von ihm? Bindet euch etwas an unseren Herrn? Verbindet euch die Liebe zu unserem Herrn untereinander? Ihr werdet mir sagen: „Aber, mein Vater, ich habe keine Gefühle, ich empfinde nichts.“ O! Gestattet, das ist sehr wahr, aber macht eine gute Buße, tötet euch doch mehr ab. Wenn ihr stark seid, bittet um die Erlaubnis, auf etwas Hartem zu liegen., das euch weh tut, das euch leiden lässt und euch den Schlaf schwer macht. Fastet, nehmt eine gute Strafe an und ich verspreche euch die Tränen der Anbetung.
Diejenigen, die keine Schwierigkeiten mit der Keuschheit haben, die aber welche haben, um nach dem himmlischen Gemahl zu streben, müssen eine gute Buße tun, und die Liebe Gottes wird in ihr Herz fließen. Die Gute Mutter Marie de Sales Chappuis, die von schwacher Gesundheit war und nur durch ein Wunder lebte, hat sich nie etwas zugestanden. Ich weiß wohl, dass man sie pflegte, aber sie nahm gleichmütig alles an, was man ihr gab, sie nahm alles. So viel ich weiß, gestattete sie sich nicht, an etwas zu denken, das ihr Freude bereitete. Sie ging nie von dieser Handlungsweise ab, und diese Abtötung dauerte achtzig Jahre. Auf ihrem Weg des Willens Gottes fand ich nie ihre eigenen Neigungen. Das ist etwas! Auch wenn sie nicht bei Brot und Wasser fastete, so lebte sie nie ihr eigenes Leben. Es ist hart, nie nach Hause zurückzukehren. Versteht das gut, meine Kinder, seien wir abgetötet, demütig, gehorsam. Es tut nichts zur Sache, was man euch befiehlt, es ist gut für den Gehorsam, aber es ist noch besser für die Ehelosigkeit. Welche unter euch hat diese Worte gut verstanden: nur nach dem himmlischen Gemahl streben?
Man muss also nicht nur das Gelübde der Ehelosigkeit gut verstehen, meine Kinder, in Bezug auf die schlechten Gedanken, die schuldhaften Worte und Taten, sondern man muss es auch in allem üben, was ich euch soeben sagte. Wie kann man seine schlechten Neigungen zähmen? Durch das Fasten und das Gebet. Aber es gibt welche – ich wiederhole es – die nicht beten können. Sie sollen sich abtöten. Es bleibt ihnen nur dieses mittel. Sie sollen ihren Geschmack, ihre Sinne abtöten. Es gibt Leute, die kein Herz haben. Sie streben nur nach sich selbst. Sie haben ein Herz nur für sich selbst, aber für die anderen haben sie ein Herz in der Einbildung. Sie lieben nur sich selbst. Diese Leute können nicht beten. Wir müssen für sie beten und ihnen helfen, ihr Heil zu erlangen, denn sie sind auf einem der gefährlichsten Wege.
Wenn wir die Süße des übernatürlichen Lebens haben wollen – ich wiederhole es – verdienen wir sie durch die Abtötung unseres Willens und unserer Sinne. Lieben wir, was gegen unseren Willen, unseren Geschmack ist. Streben wir nur nach unserem himmlischen Gemahl. Bitten wir Jesus im Sakrament inständig um seine Liebe, Jesus, den König der Jungfrauen, in unsere Herzen diese Jungfräulichkeit, diese Reinheit zu legen, das nur einen Gegenstand, nämlich Gott sucht. Bitten wir unseren Herrn, bis in unsere Herzen zu kommen, damit wir diese Dinge verstehen. Amen.