Exerzitienvorträge für die Oblatinnen 1883

      

3. Vortrag: Über die Beichte - Fortsetzung

Dienstag Vormittag, 11. September 1883

Meine Kinder, heute Vormittag setze ich das Thema von gestern Abend fort. Ich erkläre euch diesen Abschnitt des Geistlichen Direktoriums weiter: Sie sollen in ihren Beichten kurz und klar sein, aber sie sollen nicht so kurz sein, dass sie vergessen zu sagen, was nötig ist.
Ich glaube, ihr habt mich gestern gut verstanden. Sprecht zur eurem Beichtvater über alles, was eure Seelenführung betrifft, über alles, das euer Gewissen betrifft, über die Verfehlungen, die ihr gegenüber den Kindern begangen habt, mit denen ihr betraut seid, mit einem Wort alles, was Sünde ist. Alles, was die Gebote Gottes und der Kirche betrifft, die christlichen Tugenden ist Stoff der Beichte und dem Urteil des Beichtvaters unterworfen. Aber warum befindet sich alles, was geschrieben und in den Ordensregeln angegeben ist, dort? Damit ihr es übt, wie es angegeben ist. Es verlangt also keine großen Erklärungen. Das Gebiet eures Beichtvaters ist euer Gewissen, es sind die Sünden, die ihr begangen habt, die Gefahren, in die ihr geraten seid. Obgleich ich sagte, dass ihr kurz sein sollt, ist es wohl gewiss, dass ihr unter diesem oder jenem Umstand, zum Beispiel für einen Jahresrückblick, eure Beicht nicht in zwei Minuten machen könnt. Ihr müsst die notwendige Zeit dafür verwenden.
Ich komme oft auf dasselbe zurück, meine Kinder, aber das ist, um es euch gut verständlich zu machen. Es ist wenig wichtig, bei wem ihr beichtet, macht es, wie es die Ordensregel angibt. Ihr müsst die Fehler eurem Beichtvater sagen und die Einzelheiten klar angeben, damit er sie gut versteht. Wenn ihr euch in einer Gelegenheit zur Sünde befindet, sagt es ihm auch, damit er euch die Ratschläge gibt, die eurer Seele entsprechen. So seid ihr in allem, was euer Gewissen betrifft, völlig frei, nichts kann euch behindern, ihr findet in dieser Hinseicht alles Nötige im Beichtvater.
Für die Seelenführung habt ihr auch alles, was ihr braucht, bezüglich der Gemeinschaft und der Ordensregel. Zum Beispiel habt ihr Schwierigkeiten mit eurer örtlichen Oberin. Muss man sie dem Beichtvater in den Einzelheiten schildern? Nein, in der Beichte genügt es, dass ihr euch anklagt gegen die Nächstenliebe, den Gehorsam, die Demut verfehlt zu haben. Hütet euch wohl zu sagen: „Meine Oberin ist ein nicht auszuhaltender Charakter. Ich kann mir ihr nicht leben.“ Ihr sollt euren Fehler anklagen, aber nicht den eurer örtlichen Oberin. Was macht man also, wenn man einige Schwierigkeiten hat? Das ist ganz einfach, ihr müsst euch deshalb an die Generaloberin wenden und euer Geistliches Direktorium erfüllen. Ihr habt euch über eine Mitschwester geärgert, haltet inne, denkt an den Tod und ihr werdet erleuchtet werden und Hilfe finden.
„Aber,“ werdet ihr sagen, „hat es nicht den Anschein, wenn man so handelt, dass es an Vertrauen zum Beichtvater mangelt, wenn man ihm diese Schwierigkeiten nicht darlegt?“ Keineswegs. Ich glaube, dass ich es nie an Vertrauen zu meinem Beichtvater fehlen ließ und dennoch übte ich immer aus, was ich euch zu diesem Thema rate. Ich nehme alles, was er mir sagt, als von Gott kommend. Handelt so und es wird euch auch nicht an Vertrauen fehlen. Das ist äußerst wichtig für die Zukunft der Kongregation. Übrigens kennen eure Beichtväter die Theologie und sie wissen wohl, dass ihr die Anordnung überschreitet, wenn ihr ihnen etwas sagt, das sie nichts angeht. Ihr müsst überall, wo ihr seid, das Sakrament der Buße in diesem übernatürlichen Geist empfangen können. Würdet ihr anders handeln, würdet ihr euch selbst suchen.
Man muss da sehr sensibel sein, man muss sehr fürchten, aus dem Gericht der Buße ein Sprechzimmer des Übelredens und der Selbstsuche zu machen. Heißt das, noch einmal gesagt, dass man dem Beichtvater gegenüber zurückhaltend sein soll? Dass man eine dunkle Ecke in seinem Gewissen hat? Dass man nicht alles sagen will? O, nein, versteht meinen Gedanken. Da ist eine verheiratete Frau, die sehr christlich ist. Sie geht beichten, sie sagt ihre Gewissenswirren, das ist gut. Würde sie aber ihrem Beichtvater sagen: „Mein Gatte will eine Niederlassung in England aufmachen, das ärgert mich. Schauen sie doch, sagen Sie ihm, dass er es nicht machen soll.“ Diese Handlungsweise ist keineswegs geeignet. Da ist noch ein Arzt, der euch besucht, weil ihr Fieber habt. Ihr werdet ihm nichts über eure Seele, euer Gewissen erzählen. Diese Fragen gehen ihm nichts an. Dasselbe gilt für euren Beichtvater. Er ist nicht mir eurer Kongregation beauftragt, er ist mit eurem Gewissen beauftragt. Wenn ihr eine Schwierigkeit mir eurer örtlichen Oberin habt, sollt ihr euch an die Generaloberin wenden. Sonst wäret ihr nicht mehr im Orden. Die Beichtväter, an die ihr euch wendet, haben Gott sei Dank das Vertrauen eurer und meiner Mutter Oberin. Aber es kann vorkommen, dass ihr bei einem Priester beichtet, der euch nicht so viel Vertrauen einflößt wie ein anderer. Beichtet also als Oblatinnen, als wahre Oblatinnen und ich versichere euch, dass das überhaupt nichts macht. Ihr müsst gut verstehen, welch große Würde diese Handlungsweise euch verleihen wird.
Dies festgelegt, meine Kinder, wie sollt ihr beichten? Beichtet sehr fromm, herzlich und kurz. Legt dieselbe Frömmigkeit wie für die Heilige Kommunion hinein. Wenn ihr das Confiteor („Ich bekenne“) sprecht, sagt es fromm. Die Beichte ist die Fortsetzung des Confiteor. Es muss die Anklage eurer Fehler ein Akt der Frömmigkeit, ein Akt der Reue bei dem Gedanken sein, dass ihr den lieben Gott beleidigt habt. Beichtet fromm eure Fehler. Es muss die Beichte etwas sehr Frommes sein. Wenn euch der Beichtvater Fragen stellt, antwortet schlicht und einfach, wie es der heilige Franz von Sales angibt. Wenn ihr hingegen nicht zu antworten wisst, müsst ihr ihm sagen: „Mein Vater, ich sehe nichts mir diesbezüglich vorzuwerfen.“ Man darf ihm nicht kalt und trocken antworten, die Stimme in einem belehrenden Ton haben, das wäre eine große Unehrerbietigkeit, das wäre eine Beleidigung Gottes, dessen Stelle er vertritt und daher ein Fehlen an Achtung vor Gott selbst.
Man dürfte den Beichtvater nicht um die Befreiung von einem Punkt der Ordensregel bitten, ihm zum Beispiel sagen: „Mein Vater, ich habe keine Zeit meine Betrachtung zu machen, würden Sie mir erlauben, sie nicht zu machen? Würden Sie mich von dieser Übung befreien? Ich kann sie zu dieser Zeit nicht machen.“ Man darf ihn nicht um solches bitten, es ist Sache der Oberin. Ihr würdet handeln wie eine verheiratete Frau, die ihrem Beichtvater sagen würde: „Mein Vater, mein Gatte soll diese acht Tage zur Jagd gehen, wollen Sie mir gestatten, mich auszuruhen und ihm nicht das Essen zuzubereiten.“ Der Herr Pfarrer, der gut ist, wird sagen: „Ich verlange nicht mehr, aber wird ihr Gatte damit zurecht kommen?“ Genauso ist es mit einer Nonne, die ihren Beichtvater in die Fragen hineinzieht, die die Gemeinschaft betreffen. Versteht das gut, meine Kinder, diese Dinge sind sehr wichtig, sehr ernst. Außer dem Geständnis eurer Fehler darf man dem Beichtvater nicht in die Angelegenheiten der Ordensregeln hineinziehen.
Beichtet also fromm, kurz, in der Art des heiligen Franz von Sales und ich versichere euch, dass ihr mit großen Schritten au den Wegen des lieben Gottes vorankommen werdet. Handelt, wie ich es euch sage und ihr werdet sehen, dass euch die Beichte eine Gnade des Lebens und der Erneuerung bringen wird, die nicht nur die Vergangenheit in Ordnung bringt, sondern auch eine große Kraft für die Zukunft gibt. Ich versicher euch, dass es für den Beichtvater sehr angenehm ist, es mit Büßerinnen zu tun zu haben, die diese Anlagen zum heiligen Gericht bringen, weil er dann in direkter Verbindung mit Seelen ist, die Gott lieben. Man fühlt in ihnen die Demut, den Wunsch zu lieben, den Heiland zu finden. Es ist ein wahres Fest im Geist, es ist eine große Erfrischung für die Seele des Priesters, wenn eine Büßerin in der Beichte den Wohlgeruch unseres Herrn bringt. Nichts tut so gut wie jemand, der fromm beichtet. Und wenn ihr eurem Beichtvater einen kleinen Balsam, einen kleinen Duft von Frömmigkeit bringt, wird er erbaut, erfreut und getröstet sein. Er muss fühlen, dass ihr zu unserem Herrn beichtet, um ihn mehr zu lieben und mehr geliebt zu werden. Amen.