Exerzitienvorträge für die Oblatinnen Februar 1874

      

5. Vortrag: Von der Kommunion zum Willen Gottes

Freitagvormittag, 13.02.1874

Meine Kinder, wenn man zur selben Familie gehört, wenn man im selben Haus ist, soll die Nahrung für alle einheitlich sein. Ebenso soll man mit den Personen, deren Leben man teilt, in Gemeinschaft leben. Ich habe es schon mehrmals gesagt und ich hoffe, dass ihr es gut verstanden habt: der hl. Franz von Sales wollte vom Leben unseres Herrn leben, und die Autoren sagen übereinstimmend, dass er ihm tatsächlich ähnlich war. Wenn wir also unserem seligen Vater ähnlich sein wollen, müssen wir machen, was er gemacht hat, d.h., vom vertrauten Leben unseres Herrn leben. Es muss unsere ganze Person der Ausdruck der Bescheidenheit unseres Herrn sein. Unser Gesicht soll etwas von seiner Milde, seiner Demut, seiner Güte, seiner Heiterkeit, seiner Reinheit, und seiner vertrauten Einheit mit Gott seinem Vater widerspiegeln. Wir müssen sozusagen die Atmosphäre seiner Gottheit tragen und um uns herum verbreiten, wie er von seinem vertrauten Leben mit Gott, seinem Vater, leben.

Meine Kinder, erinnert euch an den Absatz des hl. Evangeliums, der gesagt wird, dass unser Herr bei einem Brunnen innehielt. Es war der der Samariterin. Da er noch nichts gegessen hatte, baten ihn seine Jünger, indem sie sagten: „Herr, iss…“ Aber er antwortete ihnen: Ich habe eine Nahrung, die ihr nicht kennt. „Wie, denn…!“ sagten sie unter sich, „wäre jemand gekommen, um ihm Essen zu bringen?“ Da Jesus sah, dass sie nicht verstanden, sagte er zu ihnen: „Es ist meine Nahrung, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, damit ich sein Werk vollende. Diese Nahrung nährt und stärkt mich.“ Oh, mein göttlicher Meister, wenn es deine Nahrung ist, den Willen deines Vaters zu erfüllen, wird es ebenfalls unsere Nahrung sein, deinen Willen zu erfüllen!

Betrachten wir also gemeinsam, meine lieben Kinder, das Leben unseres guten Meisters. Wir haben schon von der Beichte und der sakramentalen Kommunion gesprochen, die unter der eucharistischen Art nur einen Augenblick dauert. Aber es gibt eine andere Kommunion, eine ständige Kommunion, eine Kommunion, die unser ganzes Leben dauern soll. Was ist sie denn? Es ist die Kommunion zum Willen Gottes: Meine Nahrung ist es in allem den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat. Warum nennt ihn der Heiland Nahrung? Weil es tatsächlich eine ist. Oh, versteht das gut.

Die Glocke ruft uns zum Aufstehen: der Wille Gottes ruft uns, wir müssen ihm mit Freude antworten. Es kam etwas kosten, aufzustehen vor allem bei einer strengen Kälte. Aber wenn wir diesen Akt machen, um den Willen des lieben Gottes zu erfüllen, nachdem wir unser Herz unserem Herrn geschenkt haben, indem wir alle Gedanken des Direktoriums für die Morgenübung gefasst haben, ist es ein verdienstvoller Akt. Schaut, ob er euch nicht innerlich nährt. Es scheint, dass er eure Seele erneuert, dass er ihr Ruhe und Frische schenkt. Er gibt ihr eine innere Nahrung, die sie nährt wie das Brot. Fühlt man nicht, wenn man von der Nahrung nimmt, ein Wohlbehagen im ganzen Körper, etwas, das stützt und stärkt?

Dann kommt die Betrachtung. Sie ist das Leben unserer Seele. Sie nährt und stärkt sie, denn ohne sie würde uns das Leben fehlen. Wir kommen, um sie in dieser kleinen Kapelle zu machen. Oh, ja, sie ist sehr klein, diese Kapelle, aber es ist das Haus von Betlehem und Betlehem bedeutet „Haus des Brotes“. Dieses Brot finden wir hier, denn es ist wohl in der Eucharistie, dieses Brot ist die Sättigung unserer Seele. Wir finden dieses Brot auch in den verschiedenen Handlungen in den verschiedenen Übungen des Tages. Sie sind ohne Zweifel mehr oder weniger leicht, mehr oder weniger schwer, das ist nicht die Frage. Es ist die Frage, dass wir uns davon nähren sollen, denn diese Handlungen, diese Übungen, die wir machen, indem wir den Willen des lieben Gottes erfüllen, nähren und stärken unsere Seele. Deshalb antwortete Jesus den Jüngern, die sich ihm näherten, um ihn zu bitten zu essen: „Ich habe eine Nahrung, die niemand kennt, die ist den Willen meines Vaters zu tun.“

In der hl. Kommunion vereint sich Jesus Christus mit uns. Aber in der zweiten Art zu kommunizieren, kommunizieren wir nicht wie in der sakramentalen Kommunion in der Substanz des Wortes, sondern in seinem Willen. Wir vereinen uns mit ihm, indem wir ihm unsere Gedanken, unsere Worte, unsere Handlungen und unsere Wünsche schenken. Und wie in der sakramentalen Kommunion vereinen wir uns fortwährend mit ihm und sind nur eins mit ihm.

Im Direktorium wird im Kapitel über die Kommunion wird gesagt, dass wir, da unser Herr in unserem Herz ist, ihm unsere Kräfte und Sinne zukommen lassen müssen, d.h. ihm alles überlassen und sagen: „Hier sind meine Augen, um nur noch zu sehen, was du willst, dass sie sehen. Hier ist mein Mund, um sich seiner nur zu bedienen, um dich zu loben und von dir zu sprechen. Hier ist meine Wille, um nur noch eins mit deinem zu sein.“ Verstehen wir das gut, wie es im Direktorium angegeben ist.

Wir haben in der Frühe die Kommunion empfangen. Gott ist in unserem Herzen. Seien wir eins mit unserem Herrn, schenken wir ihm unseren Willen, machen wir unsere Handlungen, nehmen wir unsere Leiden an, wie er es tun würde, wenn er an unserer Stelle wäre. Versteht es wohl, meine Kinde, um das Leben zu erhalten, nährt man sich, nehmen wir also stets diese Nahrung des göttlichen Willens zu uns, die unsere Seele nähren soll. Und wenn wir wollen, dass sie uns stärkt, verlassen wir unseren Herrn keinen Augenblick, sondern bleiben wir stets mit ihm vereint.

Das Stundengebet ist auch unsere Nahrung. Es ist eine Nahrung, die unsere Seele erfrischt, ihr Kraft und Mut schenkt, um sich innerlich mit Gott zu vereinen. Dann sprechen wir zu Gott und er spricht zu uns. Wie unser Körper das Bedürfnis hat, oft Speisen aufzunehmen, hat unsere Seele das Bedürfnis, sich ständig mit Gott zu (er)nähren. Und wir ernähren uns von ihm durch das Stundengebet, denn wenn wir es beten, erfüllen wir den Willen Gottes.

In unseren Beziehungen zu den Mädchen sollen wir ebenfalls unsere Nahrung finden, da unser Herz sagte: Meine Nahrung ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden. Und diese Nahrung fand er inmitten der Seelen und in der Beschäftigung mit ihrer Rettung. Er gibt uns ein Beispiel durch sein Gespräch mit der Samariterin. Sie war schuldig, eine Sünderin, aber sie hatte rechte Gefühle. Sie wartete auf den Messias, und sie war bereit, alles zu machen, was er ihr sagen würde. Sie war unwissend und nahm an der jüdischen Synagoge nicht teil. Aber unser Herr hatte dennoch in ihr etwas Geraden. Aufrichtiges gesehen. Daher belehrte er sie und gewann ihr durch die göttliche Salbung seines Wortes. Sie hatte so sehr den Eindruck gespürt, die seine Reden ihr gemacht hatten, dass sie beim Weggehen sagte: „Ich habe wahrhaft den Messias gesehen!“ Als unser Herr diese Seele rettete, sie vom Abgrund der Seele wegzog, nannte er das seine Nahrung, weil er den Willen seines Vaters erfüllte. Ebenso soll es auch unsere Nahrung sein, den Willen unseres Herrn zu erfüllen, indem wir uns, damit beschäftigen ihm Herzen zu gewinnen, sie zu seiner Liebe zurückzuführen, den Himmel mit Seelen zu bevölkern, die ihn unaufhörlich loben und ewig lieben. Oh, mein göttlicher Meister, wie bist du gut! Du hast uns gesagt, wie wir machen müssen, um uns von deinem Willen zu nähren und uns mit dir zu vereinen, und du selbst hast es um durch deine Taten gezeigt.

Oh, liebe Kinder, versteht das wohl, versteht, welch Glück es für eure Seele ist sich dem göttlichen Willen zu verbinden und nur noch eins zu sein mit unserem Herrn, zu denken wie er denkt, zu wünschen wie er wünscht, zu handeln wie er handelt, zu wollen, was er will und wie er will! Oh, wie seid ihr glücklich! Obgleich ihr nur Staub seid, er sagt zu euch: „Kommt und seht, schaut wie ich handle und handelt, wie ihr mich handeln seht.“ Und nun kommen wir zu Jesus, wir machen, was er sagt, wir lieben, was er macht, und wir freuen uns wie er zu denken und zu handeln. Oh, ja, kommen wir zu ihm und bleiben wir bei ihm!

Der Geist des hl. Franz von Sales ist wahrlich der Geist, den viele Seelen brauchen. Es ist ein großer Beweis dieser Wahrheit, dass er in der ganzen Kirche und vor allem im Klerus eine sehr große Arbeit machte so vergeht keine Woche, ohne dass ich Briefe von Priester oder Oberen von Gemeinschaften erholte, die mich bitten, sich mit unserer Gemeinschaft zu vereinen. Es gibt sogar Pfarrer, die fragen, ob sie nicht das Ordensleben führen könnten und dabei in ihrem Pfarrhaus bleiben könnten. Es gibt wenige Priester, wenige Bischöfe, die das Bild des hl. Franz von Sales nicht bei sich haben. Bis zum Fürst der Bischöfe, unser hl. Vater, der Papst selbst hat bei sich das Bild dieses seligen Vaters. Er hat eine ganz besondere Verehrung für ihn. „Oh“, sagte er mir, „Sie arbeiten mit dem hl. Franz von Sales: welche Macht hatte er, um die Seelen zu Gott zu führen! Ich lese es jeden Tag in der Anleitung zum frommen Leben“, fügte er hinzu und zeigte mir dieses, „und ich finde darin reichlich Nahrung.“

Woher kommt es, dass man eine so große Frömmigkeit zum Franz von Sales hat? Hört gut zu, meine Kinder: es fühlen viele Seelen Bedürfnis sich mehr mit unserem Herrn zu vereinen, von seinem inneren Leben zu leben, wie er zu leben, wie er zu denken, wie er zu handeln und nur noch eins mit ihm zu sein, nicht nur äußerlich, sondern auch und besonders durch das innere Leben, das Leben des Hauses von Nazareth. Diese Seelen wollen dem Heiland nicht nur in den Straßen von Jerusalem und in seinem öffentlichen Leben folgen, sondern eher noch im demütigen Haus von Nazareth, in dem er uns ein so vollkommenes Beispiel der verborgenen kleinen, aber in den Augen Gottes so großen Tugenden gibt! Und ist unser seliger Vater nicht große Dinge, sondern die gewöhnlichsten und kleinsten in demselben Geist wie er zu machen, d.h. in Einheit mit unserem Herrn und um seinen heiligen Willen zu erfüllen. Diese Seelen haben den Wunsch, wie er zu handeln. Sie fühlen nicht nur das Bedürfnis sein Apostolat, seinen großen Eifer für das Heil der Seelen nachzuahmen, sondern auch in einer vertrauten Einheit mit unserem Herrn zu leben, zu sprechen, wie er sprach, zu handeln, wie er handelte.

Deshalb, meine Kinder, ist unsere Berufung so schön, so groß, so erhaben! Und wenn wir ihr treu sind, wenn wir lebende Kopien unseres Herrn werden, wird er allen unseren Handlungen, allen unseren Gedanken und allen unseren Wünschen große Fruchtbarkeit verleihen. Also werden wir ein großes Reich auf den Seelen. Ja, liebe Kinder, ich kann euch prophezeien, dass ihr, wenn ihr innig mit unserem Herrn vereint seid, wenn ihr nichts sucht und wünscht als seinen Willen zu erfüllen die Erde bedecken werdet. Ihr werden ein riesiger Baum sein, dessen Zweige weit reichen werden, und viele Seelen werden kommen und in seinem Schatten lagern. Ich sage nicht, dass ihr sehr zahlreich sein werdet, aber die Zahl der Seelen, die euch gegeben werden, wird riesig sein. Eine große Menge Seelen wird zu euch kommen. Aber nur durch eure Heiligkeit, durch eure einige Einheit mit unserem Herrn werdet ihr diese Dinge machen. Ihr werdet sozusagen die tröstenden Engel sein, die unser Herr schicken muss, um die Welt zu erneuern. Was ich euch sage, weiß ich nicht aus mir selbst, nicht aus einer menschlichen Wissenschaft, sondern aus einer sicheren Wissenschaft.

Ja, es ist eine unaussprechliche Gnade, die wir nicht zu sehr schätzen könnten! Oh, seid dieses und ihr werdet Gott angenehm sein. Sonst würdet ihr dürre Äste sein, ihr würdet nichts, Nullen sein. Ja, seid verbunden mit dem göttlichen Weinstock, und ihr werdet die Reben sein! Und ebenso wie die Reben ihr Leben und ihre Nahrung nur finden, wenn sie mit dem Weinstock verbunden bleiben, bleibt mit dem göttlichen Weinstock verbunden d.h. mit unserem Herrn, denn allein eure Einheit mit ihm kann euch leben lassen.

Nähert euch heute in eurer ersten Betrachtung unserem Herrn. Fragt ihn, was es ist, seinen Willen zu erfüllen, nicht mehr euch sondern ganz ihm zu gehören. Bittet ihn, er möge euch lehren, diesen hl. Willen zu erkennen, ihn zu lieben und die anderen ihn erkennen und lieben zu lassen. Oh, liebe Kinder seid so vereint mit unserem Herrn, dass ihr in Gott verloren, von Gott eingenommen seid, dass ihr nicht mehr euch selbst lebt, dass alles, das von euch ist, vernichtet ist!

Oh Herr Jesus, da es in den Plänen deiner Liebe ist, die Erde zu erneuern, mache, dass die Seelen, die auszuwählen, um diese göttliche Aufgabe zu erfüllen dir gefiel, dazu beitragen, indem sie die Zweige werden, auf denen sich die Vögel ausruhen. Und dass sie belebt von den Strahlen deiner wohltuenden Sonne und durch die Heiligkeit ihres Lebens Vorbilder der Seelen sind, die berufen sind, dieser hl. Berufung in aller Ewigkeit zu folgen! Amen.