Exerzitienvorträge für die Oblatinnen 1883

      

13. Vortrag: Die Danksagung nach den Exerzitien

Sonntag Vormittag, 16. September 1883

Meine Kinder, bitten wir unsere Herrn, der jetzt in unserem Herzen gegenwärtig ist, in uns die Vorsätze zu bilden, die er selbst will, dass wir sie für dieses Jahr fassen, damit die Übungen der Exerzitien Früchte und reichliche Früchte tragen. Es ist sehr nützlich, dass jede beim Herrn ruhen konnte. Ihr alle seid müde wie jemand, der einen langen Weg zurückgelegt hat, der viele Heimsuchungen hatte. Denn das christliche Leben und vor allem das Ordensleben ist voll davon. Es ist also sehr notwendig, im Schatten dessen zu ruhen, der Kraft und Leben ist, und der gesagt hat: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen … Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht“ (Mt 11,28.30). Diese Tage waren gut für euch. Es waren Tage des Lichts, wo Gott sich eurer Seele zeigte, wo er euch zeigte, was er von euch will, was er für euch ist. O meine Kinder, entsprecht diesen Erleuchtungen, diesen Eingebungen, damit ihr dieses Jahr weniger Verfehlungen zu bekennen habt und viel mehr ein sehr gutes Jahr habt, ganz erfüllt, überhäuft von den Gaben Gottes und von euren Akten der Treue und der Hingabe. Wünscht es euch und Jesus, der in euch ist, wird euch die Kraft verleihen, diesen Wünschen zu entsprechen. Da sich Gott uns gezeigt hat, wäre es eine sehr große Untreue, uns von ihm zu entfernen. Zu wem sollen wir gehen, Herr? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir gingen zu uns selbst, zum Elend unserer Seele, zu unseren persönlichen Neigungen. Während der Exerzitien habt ihr gesagt: Wo wohnst du, Herr? Und der Herr hat euch geantwortet: Kommt und seht! O, versteht das gut, meine Kinder!
„Gib, Herr, dass wir nach diesen heiligen Übungen so mit dir vereint sind, dass wir von deinem Haus sind, dass wir deine Kinder sind, aber treue Kinder, die dich in allem schauen, Kinder, die deinen Willen erfüllen, die alles lieben, das du ihnen anvertraut hast, und die dir helfen, deinen Willen in den Seelen zu erfüllen, Kinder, die lieben, was du liebst, die ihre Berufung und vor allem den Nächsten lieben, da du für ihn gestorben bist!“ Das, meine Kinder, sind die allgemeinen Vorsätze, die ihr am Ende dieser Exerzitien fassen sollt.
Möge jede auf den Grund ihres Herzens hinabsteigen und dort den Herrn wie auf dem Thron seines Erbarmens sitzen sehen und ihm sagen: „Herr, was willst du, dass ich mache? Ich bringe dir, Herr, meine Gedanken, meine Blicke, mein Tun, ich biete dir alle Schläge meines Herzens an, denn, Herr Jesus, meine Seele braucht dich, sie sucht dich, sie verlangt nach dir. Warum bin ich hierhergekommen, wenn nicht, um dich zu finden, um im Schatten deiner Flügel zu leben, bis zum Himmel, nach dem ich strebe, dem Himmel, der meine große, meine Ewige Belohnung sein wird.“ Das sind die Gefühle, die eure Seelen erfüllen sollen. Bleiben wir alle in der geistlichen Sammlung, finden wir in unserem Herzen, war wir unserem Herrn sagen. Welch schöne Danksagung können wir machen! Ich erinnere mich an die Danksagung unserer Guten Mutter Marie de Sales Chappuis. Sie ging von Gott erfüllt daraus hervor.
Nutzen wir das kostbare Erbe, das sie uns hinterlassen hat, und das jede ganz haben kann, ebenso wie sich Jesus im Sakrament seiner Liebe jeder Seele ganz schenkt, die ihn empfängt, ebenso kann jeder von uns dieses Erbe der Guten Mutter ganz haben. Bitten wir sie, vom lieben Gott ein wenig verwöhnt zu werden, wie sie es war, denn wir sind ihre Töchter. Das ist der Anteil der treuen Seelen. Sie können vergeblich Anst haben, die heilige Kommunion ist für sie immer ein Augenblick der Ruhe, des Glücks, des unvergleichlichen Friedens. Man berichtet von Louise Lateau (1850-1883, eine belgische Stigmatisierte), dass sie ihr ganzes Leben die Leiden der Passion erduldete, aber dass nach der heiligen Kommunion während ihrer Danksagung, die ungefähr zwanzig Minuten dauerte, alle Leiden aussetzten. Ihre Seele war dann im Himmel, sie litt nicht mehr. Als sie wieder zu sich kam, kamen auch die Leiden zurück, sie ging wieder in ihr Leben des Schmerzes ein.
Bitten wir unseren Herrn um etwas Ähnliches als Frucht der Exerzitien. Mögen unsere Kommunionen ganz heilig sein, damit unsere Danksagungen unseren Seelen sehr nützlich sind. Amen.

Gott sei gebenedeit.