Exerzitienvorträge 1893

      

4. Vortrag:  Unser Verhältnis zu uns: Liebe zur Kongregation – Liebe zur Berufung.

Ich lege euch jeden Augenblick und jede Minute der  Exerzitien ans Herz: „affert, affert“ (Anm.: „Es nützt, hilft, trägt bei.“). Und was ist es, was nützt? Jede Minute, die wir nach der Tagesordnung, dem Willen Gottes und seiner Zulassung für unser inneres Leben gebrauchen. Die Exerzitien heißt es so annehmen, wie Gott sie euch anbietet. Im allgemeinen kümmert man sich während der Einkehrtage mehr um seine eigenen Angelegenheiten als um jene des lieben Gottes. Das war auch der Vorwurf der Guten Mutter. Statt dass wir unsere Kräfte, Energie und Willen dazu gebrauchen, unsere Geschäfte in Ordnung zu bringen, wäre es besser, die Schickungen Gottes anzunehmen, vor allem während der hl. Exerzitien. Denn das ist eine Übung von höchster Vollkommenheit, kann man doch nichts Besseres tun als das zu vollbringen, was Gott im gegenwärtigen Augenblick von uns verlangt. Darum sind Exerzitien immer so kostbar, darum bringen sie uns immer, wenn man die nötige Treue und Entschlusskraft aufbringt, Erleuchtungen. Sehnt euch nicht nach Exerzitien, die euch große Tröstungen und Erkenntnisse schenken. Wisst ihr, was oft von solchen Erleuchtungen und Entschlüssen übrigbleibt? Windhauch! Verlasst euch darum fast nicht auf eure guten Vorsätze. Haltet euch vielmehr an den Willen Gottes. Lasst diesen nie los, denn auf ihn allein heißt es sich stützen. Es ist ja nicht schlecht, sich selber Versprechungen zu machen, aber ihre Wirkungen bleiben fraglich. Haltet ihr aber Gott und den Nächsten fest, dann dürft ihr beruhigt sein. Das war das große Geheimnis des hl. Franz v. Sales, seine übernatürliche Strategie. Darum sagte mir auch ein heiligmäßiger Ordensmann, der Sekretär des Bischofs Mermillod, Franz v. Sales sei der beste Stratege des geistlichen Lebens, der die Geheimnisse des geistlichen Kampfes und Sieges am besten verstanden hat. Denn dieser sagt nicht: „Geht nach links, geht nach rechts“, sondern: „Hier steht ihr, bleibt also hier und verlasst unseren Herrn nicht. Mit ihm werdet ihr siegen!“ Das, meine Freunde, ist der Sinn der Exerzitien. Sie sind ein geistliches Bad, das unsere Verunreinigungen abschwächt, das Öl, von dem hl. Paulus spricht, das unsere Glieder zum Kampf stärkt. Sie sind das innere Feuer, das die Wirkkraft unserer Heiligung ist. Begreift das wohl und erklärt es auch denen, die ihr zu leiten habt. Das Heil liegt nicht in der Ferne, wir brauchen nur in uns selbst einzutreten. Es findet sich in unseren Händen, wir haben und halten es. Haltet es fest mit eurem Glauben und eurem Eifer, nicht kraftlos und zweifelhaft wie jene, die nicht sehen und nicht hören. Wollt ihr wissen, ob ihr gute Ordensleute seid? Ich habe euch bereits zwei Mittel genannt: Prüft, wie euer Verhältnis zu Gott und das zum Nächsten ist.

Ein drittes Mittel: Das dritte Mittel ist die Anhänglichkeit an unsere Kongregation. Ein großes Mittel des Teufels, um das Gute zu verhindern, ist, die Ordensleute von der Liebe zur Kongregation, zu den Übungen und dem Geist ihres Berufes abzuwenden. Dieses große Mittel gebraucht der Satan seit langer Zeit. Lest nur die Ansprachen des hl. Bernard an seine Mönche: „Als ihr an das Tor von Clairvaux geklopft habt, sagte er zu ihnen, an das Tor der Clara vallis (des lichten Tales), da berührte beim Öffnen des Tores ein Strahl des Himmels eure Augen. In der Folge hat sich jedoch dieser Lichtstrahl verdunkelt und ist verschwunden. Ihr fandet um euch herum nur noch kalte Mauern, steinige Wege, Eis und schweigende Wüste. Dann seid ihr der bösen Einflüsterung, dem Atem des Teufels erlegen, habt neben das Gebäude, das wir euch errichtet haben, etwas Eigenes gebaut. Das Lichte Tal ist ein Paradies, aber ihr trauert ‚in solitudine nigra‘ (Anm.: „in dunkler Einsamkeit“). Stück für Stück habt ihr das Haus abgetragen und habt gelitten unter der Kälte des Winters. Ihr habt zu euch gesagt: ‚Gehen wir doch fort von hier!‘“ Und der hl. Bernard fährt fort: „Wisst ihr, wie ihr urteilen und wissen könnt, ob ihr treue zu eurer Berufung steht? Schaut nach, ob ihr immer noch diesen Lichtstrahl erblickt, ob ihr noch eure erste Gesinnung und Stimmung bewahrt habt. Wenn nicht, dann seid auf der Hut. Denn wo das Herz nicht mehr weilt, da fühlt sich auch der Leib nicht mehr wohl. Wo das Herz unzufrieden ist, grübelt man bald über Torheiten nach, über ‚insania‘ (Anm.: „Unsinniges“).“

Ihr müsst darum, meine Freunde, eure Berufung lieben, zunächst für euch selbst. Sagt mir doch: Wo ginget ihr hin, um eine gesündere, sichere, gründlichere und tröstlichere Gotteswissenschaft zu lernen als hier? Ich behaupte nicht, wer den Beruf eines Dominikaners hat, sei bei den Dominikanern nicht gut aufgehoben. Wer den Beruf des Jesuiten habe, sei bei den Jesuiten nicht an seinem Platz, und der Kartäuser sei in der Kartause falsch am Platz. Ich behaupte aber, der Oblate hat in der Lehre des hl. Franz v. Sales etwas Tröstlicheres, unendlich Tröstlicheres als alles, was er anderswo finden könnte. Schaut euch in den religiösen Häusern, in den Altenheimen, in den Krankenhäusern die dort einsitzenden Greise an: Sie sind so oft traurig und mutlos. Sie sagen euch: „Ich leiste nichts mehr… Während meines Lebens habe ich zu wenig zuwege gebracht. Habe ich wohl das Notwendige gut gemacht? Hab ich meinen Weg gefunden?“ „Quis scit an odio vel amore dignus sit.“ (Anm.: „Wer weiß, ob er Hass oder Liebe verdient hat?“). Man kann nicht gut atmen, wenn man den Kopf auf solch einem Kopfkissen liegen hat. Sucht überall, ihr werdet kaum anderes finden. Wird ein Oblate alt oder krank, dann braucht kaum anders finden. Wird ein Oblate alt oder krank, dann braucht er sich nicht mit solch ärgerlichen Gedanken zu plagen. Er konnte in diesen Einkehrtagen erfahren, dass jeder einzelne Augenblick seine Gnade der Heiligung in sich trägt, dass man nützlich ist und den göttlichen Willen ebenso gut, ja besser erfüllt, wenn man krank und gebrechlich als wenn man gesund und aktiv ist. Er wird sich erinnern, dass der Krankenstand bei uns Oblaten äußerst nützlich für und die anderen ist. Er wird sich aufs Innigste mit den Leiden unseres Herrn vereinigen, wird nicht in der Vergangenheit herumwühlen und nicht meinen, er habe seine Zeit verloren. Vertrauen erfüllt seine Seele im Angesicht Gottes und seiner hl. Liebe. So will es unsere hl. Regel, das ist unser Geist.

Wo findet ihr anderswo so viel Freiheit als bei uns? Die Freiheit ist das Geschenk der Wahrheit, und die ist Gott. Welche Kongregation räumt so viel Freiheit ein als die unsere? Damit meine ich nicht, dass wir in der Zeit des Schweigens schwätzen, allen Launen folgen und die Leidenschaften sollen. Aber wo habt ihr größere Fülle für euer Wollen? Euer Wille wird respektiert. Bei uns gehorcht man nicht einer Parole, auch nicht Befehlen, die jeden persönlichen Aufschwung erdrosseln würden durch Pfeifsignale, die euch zum Versammeln wie zum Auseinandergehen rufen.

Überlegt doch, welche Weite unsere Satzungen unserer persönlichen Aktivität einräumen. Der Oblatenlehrer hat sein Studienprogramm, gewiss, doch innerhalb dieser Umfriedung bewegt er sich völlig frei. Er ist nicht Formeln unterworfen, nicht zu einer unwürdigen Abhängigkeit gegenüber den Vorgesetzten gezwungen. Mit den freien Bewegungen eines Fisches im Wasser bewegt ihr euch innerhalb der von den Satzungen allgemeinen Richtlinien. Schaut nur, ob sich die gleiche Großzügigkeit anderswo findet. Tut man das aus Toleranz und Nachgiebigkeit? Nein, sondern weil es die hl. Regel so will. Schenkt Gott euer Herz, gebt der hl. Regel eure Folgsamkeit, unterwerft euch dem Direktorium! Mehr verlangt man von euch nicht. Ihr seid weder durch politische Parole reglementiert, noch durch ehrgeizige Pläne getrieben, noch durch irgendeine rein menschliche Idee bestimmt und das ist unbezahlbar, meine Freunde. Wir müssen unsere Genossenschaft als Gegengabe für diese Freiheit, die sie uns einräumt, lieben. Um nun die eine wie die andere immer mehr zu entfalten, lasst uns unseren ganzen guten Willen und unsere Intelligenz aufwenden.

Das ist also das Feld, das man eurer Intelligenz überlässt. Man schränkt sie nicht in genau umrissene Studien ein. Ihr könnt so viel und auf die Weise, die euch gefällt, studieren. Ihr könnt euch im ersten euch zugewiesenen Kreis bewegen, der im Grunde derselbe ist, den ihr natürlicherweise gewählt habt, da man ja eure Fähigkeiten einsetzt. Missbraucht aber das, was ich hier sage, nicht zu dem Vorwurf, wir seien keine Ordensleute, weil wir ja aus unserem eigenen Wollen heraus schaffen, wie es ein Seminarist oder Weltgeistlicher auch täte, die keine Ordensleute sein wollen. Wir haben bekanntlich den Gehorsam, die Unterwerfung, die Leitung. Liebt eure Kongregation also euretwegen und im Hinblick auf das, was sie für euch tut. Wir vollbringen zwar keine Wunderdinge, wir haben wie andere Kongregationen Kollegien, Jugendwerke, Missionen. Bedenkt aber, mit welchem Geist wir all das beseelen sollen: Ich sagte euch schon gestern, die Bedingung, dem Nächsten bei jedem Werk zu dienen, ist folgende: Das Ich zum Schweigen bringen und auf Gott schauen. Etwas würde mich freuen, meine Freunde, wenn man von euch auch das aussagte, was von den früheren Oblaten gesagt wurde: Hat man einen Oblaten gesehen, hat man sie alle gesehen. Sie haben alle die gleiche Art, zu urteilen, zu sprechen und zu denken. Das höre ich nämlich jetzt kaum mehr. Vielleicht kommt dies daher, dass man gegen das Gesetz gefehlt hat und fehlt, das ich heute Abend proklamiere: Wir müssen unsere Genossenschaft lieben. Ein Jesuit ist nie so dumm, über seinen Orden nachteilig zu reden. Das wäre kindisch, weil niemand ihm glauben würde. Ihr Institut genießt überall einen guten Ruf.
Über die Oblaten hingegen kann man alles Beliebige behaupten, man kennt sie ja nicht. Früher oder später wird sich das aber ändern, die Wahrheit wird sich durchsetzen. Es ist oft etwas Merkwürdiges passiert: Jene, die Übles über uns aussagten und uns verlassen haben, sie griffen uns nicht direkt an unseren schwachen Seiten an. Denn die haben wir wie alle anderen. Wir sind aber auch nicht schlechter als die anderen. Man griff uns also an, was ja nicht schwer ist, und was da behauptet wurde, tat sogar seine Wirkung und hatte eine gewisse Tragweite. Das Merkwürdige daran aber ist dies: Jene, die am meisten böse über uns redeten, haben schließlich eines Tages gebeten, bei uns einzutreten zu dürfen, oder haben wenigstens bezeugt, dass unser Institut doch anders gewonnen hatten, stellten sie Vergleiche an. Und da erkannten sie, dass es auch bei uns Gutes gibt, das seinen Wert hat. Wer über seine Kongregation übel redet, wird danach selbst beurteilt.  Wenn ein Sohn über Vater oder Mutter oder seine Familie Böses erzählt, ist der erste Gedanke bei den Hörern, es gebricht ihm an Takt und Urteil. Man verzeiht einem nicht, dass er die nicht liebt, die er lieben sollte. Gebt darum sehr auf diese Dinge acht, meine Freunde. Die Kongregation ist gut zu euch. Sie verdient somit eure Anerkennung für das Gute, das sie euch erweist. Sie verdient Dankbarkeit ferner für das Gute, das sie in der Kirche Gottes wirkt.

Sehen wir uns doch an. Was taugen wir schon? Nicht viel: „Non multi potentes, non multi nobiles, sapientes, doctores.“ (Anm.: „Nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, Weise, Gelehrte.“). Uns selbst überlassen, wirken wir mit unseren natürlichen Gaben sicher keine Wunder. Wie kommt es also, dass mit eben diesen Gaben doch Gutes bei uns geschieht? Dieser Tage sah ich den guten Bischof von Riobamba, der mir sagte: „Ich bin sehr zufrieden, dass ich das gesehen habe, was ich sah. Ihre Patres wirken in den Jugendwerken und Kollegien bewundernswerte Dinge.“ Man sieht, dass die Hand Gottes mit im Spiel ist. Dann sagte er noch ein Wort, das ich nicht ganz annahm: „Ihr werdet wohl Eifersucht erregen.“ „Dafür liegt kein Grund vor“, entgegnete ich ihm. Das war also der Eindruck dieses ehrwürdigen Prälaten. Die Oblaten wirken etwas, und sie machen es gut.

Wir stehen am Kap der Guten Hoffnung. Das ist nicht leicht. Niemand hat bis jetzt dort ausgehalten. Wir führen uns dort gar nicht übel auf. Mit der Gnade Gottes glaube ich, dass das wenige Gute, das dort überhaupt gewirkt werden kann, auch wirklich geschieht. Das geht nicht ohne Opfer, Opfer an Schweiß, an Bitterkeiten und Anstrengungen. Und doch geschieht es trotz aller Schwierigkeiten. Wir gleichen dort unserem Herrn, der die meiste Zeit nicht wusste, wohin er sein Haupt legen sollte. Wir besitzen keine schönen, reichen, glänzenden und an Hilfsquellen gesegneten Gründungen. Wir verfügen, wie es scheint, über kein Hilfsmittel, um Gutes zu wirken. Und dennoch tut sich etwas, wie der gute Bischof von Riobamba bestätigt. Das ist wahr. Ich habe euch die Worte des Bischofs Pifferi zitiert, des Sakristans Seiner Heiligkeit, dass die Lehre der Guten Mutter etwas „Übererhabenes“ an sich hat, das in den Seelen eine Wirkung hervorruft, die es bislang nicht gab. Die Seelen, die sich an uns wenden, kommen aus eigenem Antrieb, wir heizen ihre Begeisterung nicht künstlich an. Die Seelen fühlen sich gepackt. Sie spüren, hier ist Gott am Werk. Hier wird etwas Vollständiges und Einfaches geboten, das den lieben Gott vermittelt. Ist das überall so? Nicht immer. Ihr müsst somit unsere Kongregation lieben und hochschätzen für das, was sie für euch tut und euren Seelen schenkt.

Das sind eure früheren Schüler, jene, die die Möglichkeit haben, Christen zu bleiben. Denn für manche ist es fast unmöglich. Das muss man sehen. Schaut nur, wie gläubig, welch gute Christen sie sind! Welch gutes, treffendes Urteil sie haben, gesund und abgewogen. Die huldigen sicher keiner Phantasiefrömmigkeit. Sie lassen sich auch nicht in alle möglichen Bruderschaften aufnehmen und kommunizieren siebenmal die Woche, um dann die Woche drauf Gott zu beleidigen und ihn herauszufordern, indem sie sich in den Kopf setzen, einer üblen Sache ihre Hand zu leihen. Liebt also eure Genossenschaft, achtet sie hoch und sprecht von ihr mit Ehrlichkeit, Wahrheit und Liebe, wie es sich gebührt, wenn man nicht seinen Leidenschaften die Zügel überlassen will. Man bewundert unsere Kongregation sehr. Ich brauche ihr keine Prophezeiung mitgeben, sie besitzt bereits solche, die ich gezwungen bin, zu glauben.
Wenn die alten Propheten den Messias ankündigten oder sonst ein großes Ereignis, dann sagten sie gleichzeitig ein weniger bedeutendes Ereignis voraus, das sich in Bälde erfüllen und für die Wahrheit des zweiten bürgen sollte. So trugen auch die Prophezeiungen über unsere Kongregation diesen Stempel der Wahrheit und Gewissheit an sich und waren begleitet von anderen Voraussagungen, die ihnen als Zeichen dienen sollten und die sich bereits erfüllt haben. Die Gute Mutter und die Schwester Genofeva machten mir solche Voraussagungen. „Aber, Herr Pater, Sie führen immer nur Frauen an.“ Jawohl, meine Freunde, ihr braucht nur ebenso heilig zu werden wie diese beiden Frauen, dann führen wir euch an als gleichwertige Autorität. Die Gute Mutter sagte am Ende ihres Lebens: „Man wird wieder den Erlöser auf der Erde gehen sehen… O, wie schön das sein wird! Wenn ich noch einen Wunsch hätte… doch der beste ist doch der, das zu wollen, was die göttliche Vorsehung will.“ Und die Schwester Maria-Genofeva wiederholte ständig: „Ich sehe im Himmel unseren hl. Stifter sehr beschäftigt bei Gott. Gott übergibt ihm eine große Aufgabe. Er hat jetzt noch mehr zu tun als er je auf der Erde hatte…“ Schon vor dreißig Jahren sagte sie mir das, also lang bevor der hl. Franz v. Sales zur Würde eines Kirchenlehrers erhoben wurde. „Unser Hl. Vater“, sagte sie zu mir, „wird ihn zu einem großen Gelehrten ernennen. Und nachher braucht man Leute, um diese Arbeit mit ihm zusammen zu erledigen. Das sind Ihre Patres, die das machen sollen. Jene, die die Absicht Gottes gut verwirklichen, tun die Arbeit so wie er selbst es getan hätte und zwar bis zum Ende der Welt…Eine Kongregation, die solche Versprechungen hat, die überdies von den Päpsten bestätigt wurden, kann vorwärtsgehen und hat solide Stützpfeiler. Erinnert euch, was der Papst mir gesagt hat: Sie erfüllen den Willen Gottes. Und all jene, die mit Ihnen zusammenarbeiten, tun, jeder im Besonderen, was Gott von ihnen wünscht…“ Das ist unserer Kongregation für ihre Zukunft versprochen. Ich kann darum mit Recht sagen, dass man Gott am Augapfel verletzt, wenn man sich am guten Ruf, an der Achtung und Zuneigung zu einer so bevorzugten Körperschaft vergreift, der er eine solche Mission anvertraut hat, eine Mission von solcher Wichtigkeit. Ihr seht schon, wir müssen auf das zurückkommen, was der hl. Bernard gesagt hat: Wollt ihr weise urteilen? Dann urteilt über euer eigenes Herz, prüft, was euer Herz fühlt für Gott, für den Nächsten und für euch selbst. Prüft, ob euer Gefühl, euer Herz da wirklich auf der Höhe dessen ist, was ihr von Gott empfangen habt und dem Nächsten schuldet. Ob ihr wahrhaft auf eurem Platz seid, ob ihr Ordensleute seid. Ob in euch lebt, was ihr eurer Berufung seid. Seid ihr Ordensleute oder seid ihr es nicht?

Denkt darüber nach. Und seien wir auf der Hut. Es gebricht uns allen am religiösen Geist. Ich möchte diese Exerzitien einzig auf diesen Punkt konzentrieren: Gute Ordensleute werden. Denn damit erfüllen wir die Berufung, die uns Gott gegeben hat und die die Kirche wünscht. Ergänzen wir, was in unserem Wandel noch fehlt, um zu diesem Punkt zu gelangen, der unser Ziel ist.

In den besten religiösen Orden bemüht man sich, diese Hochachtung und Liebe zu ihrer Berufung vor allem den Novizen einzuflößen. Darin übt man sie ein, klärt sie auf und ermuntert sie, in diesem Sinn voranzugehen. Dies zeigt man ihnen als erstes Ziel, denn mit diesem erreichen sie alle anderen: „Domine, ostende nobis bona.“ (Anm.: „Herr, zeige uns das Gute, den rechten Weg.“).

Tun wir das, meine Freunde, damit unser Herr und sein göttliches Herz das Herz eines Jeden von euch mit dieser wohlgeordneten Liebe, mit dieser wunderbaren Liebe erfülle. „Ordinavit in me charitatem.“ (Anm.: „Er hat mich die Liebe eingepflanzt.“), jene Liebe, die auf alles antwortet, die allem Genüge tut. Bitten wir innig um sie. Sie möge aus allen Herzen, aus allen Seelen, aus allen Willen ein einziges mit dem Herzen unseres Herrn vereinigtes Herz machen. Also sei es. Amen.