Exerzitien für die Sales-Oblaten

Ansprachen für die Sales-Oblaten

Kapitel für die
Sales-Oblaten

Kleine
Werke

 

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Einiges zur Geschichte des Textes der Kapitel von Pater Louis Brisson

I. Pater Pernin hat 1922 folgendes Vorwort zur Veröffentlichung der Kapitel von P. Brisson geschrieben:

„Damit haben wir die Wiedergabe der Kapitel, Exerzitienvorträge und Ansprachen des Hw. H. Paters Brisson abgeschlossen, die er selbst abzuschreiben und an alle Patres zu versenden uns aufgetragen hatte. Die Arbeit, die wir hiermit beendet haben, erstreckt sich über den Zeitraum vom Jahre 1895 bis zum Ende, d.h. bis 1902/1903. Die Worte unseres guten Vaters wurden gesammelt, dann in violetter Tinte und etwas später mit Hilfe verschiedener Prozeduren in schwarzer Tinte hektographiert. Ein kleiner Teil davon konnte sogar, 1894-1895, gedruckt werden. Vor kurzem also haben wir diese große Arbeit, sogar mit den Exerzitienvorträgen von 1890 und 1891, die seit 32 Jahren unter unseren Papieren lagen, zu Ende geführt. Wir fanden früher nämlich nicht die Zeit, letztere vollständig zu entziffern und zu veröffentlichen. Alles, was von unserem verehrten Vater gesammelt wurde, geschah zum größten Teil von uns selbst. Mitunter jedoch, vor allem in den letzten Jahren, fanden wir willige Helfer. Damit ist alles veröffentlicht: es sind etwa dreißig mehr oder weniger dicke Hefte geworden. Und die gesamte Veröffentlichung erstreckt sich über einen Zeitraum von 37 Jahren!

Die ersten handgeschriebenen Kapitel von 1885-1886 erschienen nur in etwa einem Dutzend Exemplaren. Wir hatten manchmal alle Mühe, daran zu kommen… Ihre Anzahl vermehrte sich allmählich und die Prozeduren der Niederschrift vervollkommneten sich. Dennoch ist ein großer Teil der Kapitel, Exerzitienvorträge und Ansprachen seit langer Zeit vergriffen. Zwar kann man sie leicht wiederherstellen an dem Tag, wo man sie drucken will, zumal sie jetzt alle abgeschrieben und veröffentlicht sind.

Es bleibt aber noch eine Arbeit zu erledigen, und an diese machen wir uns jetzt heran. Seit den ersten Jahren unseres Institutes empfand man bereits das Bedürfnis, sogar den Wortlaut der Unterweisungen unseres verehrten Gründers aufzubewahren. Als später St. Bernhard sich ausbreite und neue Gründungen entstanden, wollte man jede von ihnen profitieren lassen, was unser Vater den Oblaten von St. Bernhard gesagt hatte. Zunächst hatte man allerdings nicht die Absicht, Wort für Wort mitzuschreiben, sozusagen das Wort unseres Gründers mitzustenographieren. Man versuchte vielmehr, so treu wie möglich ihren Sinn und wesentlichen Inhalt wiederzugeben. Und diese ersten Schätze, kostbare Erinnerungen – haben wir wiedergefunden. Davon möchten wir nun alle unsere Mitbrüder profitieren lassen.

Die ersten Inhaltsangaben hatten als Autor den P. Jakob, unseren ersten Novizenmeister. Er schenkte uns die Noviziatsvorträge unseres Gründers aus den Jahren 1873, 1874 und 1875. Nach der Gründung des Franz-von-Sales-Kollegs in Macon und der Schule Sankt Anna in St. Quen beauftragte unser seliger Vater den P. Maréchaux, und als der verhindert war, unseren derzeitigen Generaloberen P. Lebeau (Anm.: „der dritte Generalobere der OSFS“), seine Kapitel zu sammeln und den Neugründungen zukommen zu lassen. Sie taten das von 1877 an die folgenden Jahre hindurch. Für die Jahre 1884 und 1885 übernahm P. Noirot diese Arbeit. Im Oktober 1885 wurde ich damit betraut. Von den Generalexerzitien 1884 und den Kapiteln 1885 und 1886 an begann ich mit der möglichst wörtlichen Niederschrift der Worte unseres verehrten Vaters.
Albano, 29. Jänner 1922                    P. Pernin, senior.“

P.S. Bei Langelaan steht dieses Vorwort am Anfang des 1. Bandes.

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II. An den Anfang des siebten und letzten Bandes seiner Ausgabe hat P. Langelaan, der verdienstvolle Herausgeber dieser gesammelten Schriften des P. Brisson, folgende Einleitung (in französischer Sprache) gesetzt:

„Mit diesem siebten Band beenden wir die Herausgabe der Kapitel, Exerzitienvorträge und Ansprachen unseres verehrten Vaters P. Brisson. Diese Ausgabe ist untergeteilt in:

            Band 1 – 3: Kapitel
            Band 4 – 6: Exerzitienvorträge
            Band 7: Ansprachen.

Obgleich diese Unterteilung sich von den vorherigen Ausgaben unterscheidet, haben wir am Text selbst sonst nichts geändert. Wir haben keine andere Absicht als die Texte in ihrer ursprünglichen Form neu herauszugeben. In der Tat kann man unseren Gründer und die Sendung der Oblaten des hl. Franz v. Sales nur dann auf eine exakte und komplette Weise verstehen, wenn man unaufhörlich nachliest, was er zu den Mitgliedern der ersten Klöster unseres Ordens gesagt hat.

Die früheren Ausgaben können die Notwendigkeiten der gegenwärtigen Stunde nicht mehr genügen. Überdies war ihre Auflagenhöhe so begrenzt, dass nur wenige Oblaten über eine Gesamtausgabe verfügten. Außerdem wurde eine bedeutende Anzahl dieser Texte fast unleserlich. Aus diesen Gründen sind wir zur Neuherausgabe geschritten.

Solch ein Werk in Angriff nehmen, setzt eine intensive Gemeinschaftsarbeit voraus. Lebhaft muss ich hier P. Launey danken, dass er mir geholfen hat, zahlreiche Texte ausfindig zu machen. Sehr viele Schwierigkeiten haben sich der Veröffentlichung dieser sieben Bände in den Weg gestellt, und nur die unermüdliche Ausdauer des Bruders Vinzenz vermochte darüber zu triumphieren. Unterstützt wurde er dabei von Bruder Alfons, der die einzelnen Bände gebunden hat. In diesem siebten Band findet ihr, liebe Mitbrüder, auch eine analytische (chronologische und inhaltliche) Übersicht sämtlicher Kapitel, Exerzitien und Ansprachen unseres Gründers, die deren Gebrauch erleichtern wird. Möge die Fürsprache unseres Ehrwürdigen Gründers P. Brisson und unserer Guten Mutter den Oblaten des hl. Franz v. Sales die Gnade erwirken, dass sie immer tiefer in die Absichten ihrer Gründer eindringen.

Nimwegen im Juni 1968                                P. Jakob Langelaan OSFS

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Einige Bemerkungen zu der vorliegenden Übersetzung der Langelaan’schen Gesamtausgabe:

Liebe Mitbrüder, Sie haben es gemerkt: es führt ein weiter und mühsamer Weg von den ersten Inhaltsangaben der Vorträge des P. Brisson über ihre möglichst wörtliche Wiedergabe bis zu dieser siebenbändigen Gesamtausgabe, die wir dem holländischen Mitbruder P. Langelaan verdanken. Wenn er von „sehr vielen Schwierigkeiten“ spricht, so nehmen wir ihm das ohne Weiteres ab, allein schon deshalb, weil viele Texte kaum noch auffindbar und z.T. vergilbt waren. Umso größer ist unser Dank für die ungeheure Arbeit, die er und seine Vorläufer für unsere Genossenschaft geleistet haben, gibt es doch für einen Orden nichts Kostbareres, als die eigenen Gedanken und Absichten des Gründers mehr oder weniger original zu besitzen. Mag ein Jahrhundert (1873) vergangen sein seit den ersten Kapitelvorträgen unseres Gründers, und Welt und Kirche, auch das Ordensrecht in vielem sich geändert haben, der Geist, der uns aus diesen Blättern entgegenweht, ist derselbe geblieben und muss es immer bleiben, denn sonst wären wir keine „Oblaten“ mehr. Mag auch der Satz seine Geltung haben: „der Buchstabe allein tötet“, so sind wir doch auch für den Buchstaben, wenn gewissenhaft niedergeschrieben, unendlich dankbar, denn was wären wir z.B. ohne den Buchstaben und Text der Hl. Schrift?

Eines ist sicher: so wie sie dastehen, hat P. Brisson seine Vorträge – von wenigen abgesehen, besonders im siebten Buch – nicht gehalten. Denn P. Brisson sprach ungemein lebhaft, stellte unaufhörlich (rhetorische) Fragen und sprach seine Zuhörer unablässig an. (Sein Vorbild: der hl. Chrysostomos). Er erwähnte es mitunter glücklichen Herzens, wenn er seine Zuhörer von seinem Vortrag zutiefst ergriffen sieht, besonders bei Exerzitien. Andererseits klagt er sich schmerzlich an, wenn ihm ein Vortrag nicht so gelingt, wie er sich es wünschte und das Thema es verdiente, und er nennt auch den Grund dafür: Mangel an Zeit für die Vorbereitung.

Und das kann uns nicht verwundern: mag er auch ein natürlich wie übernatürlich fast verschwenderisch begabter Mann gewesen sein, so hatte er doch ein Arbeitspensum zu erledigen, das uns geradezu unwahrscheinlich anmutet: Geistlicher Leiter der Heimsuchung und Religionslehrer der dortigen Mädchenschule, geistlicher und organisatorischer Leiter seiner beiden Oblaten-Gründungen und Lehrer deren Jugend, hielt er unzählige Exerzitien für groß und klein, erledigte eine gewaltige Korrespondenz, besonders mit jedem seiner Missionare, war gleichzeitig Generalvikar von Troyes, Seelenführer und – wer hätte das erwartet – Erfinder mehrerer physikalischer und astronomischer Geräte. Mitten in einem Exerzitienvortrag z.B. erwähnt er, auf der Suche nach einem passenden Vergleich für geistliche Pünktlichkeit, wie nebenbei, er baue gerade an einer astronomischen Uhr. Jeder von uns, der dieses Wunderwerk in Troyes einmal gesehen hat, das schon die Bewunderung seiner Zeitgenossen erregt und ihm Preise auf Ausstellungen eingebracht hat, fragt sich: woher nahm dieser Mann die Zeit, solch eine absorbierende wissenschaftliche Tätigkeit mit einem ungemein vielseitigen und intensiven Apostolat zu verbinden? Sich können wir da verstehen, welch eine Überwindung es ihn gekostet haben muss, „stundenlang“, wie er klagt, eine wenn auch heiligmäßige Frau im Sprechzimmer anhören zu müssen über nicht nachprüfbare göttliche Erleuchtungen betreffend einer von ihm zu verwirklichende künftige Ordensgründung. Wir werden aber auch verstehen, dass er für die Vorbereitung seiner vielen Vorträge nicht immer die nötige Zeit fand. Nur eine ganz tief im Religiösen verwurzelte Seele, ein lebendiges Direktorium, vermochte immer aus dem Vollen zu schöpfen und solch „bleibende Früchte“ in jedem Augenblick seines Lebens hervorzubringen.

Manches in seinen Kapiteln wird uns nur sehr schwer verständlich sein, zum Beispiel: die starke Betonung der Wichtigkeit der äußeren Form beim Stehen, Sitzen, Knien und Gehen. Aber: Er war der Gründer und musste „einhämmern“ für alle Zukunft, was vielleicht bei Franzosen doppelt notwendig war, denen die Exaktheit in der äußeren Form weniger liegt. Zudem sah er darin ja die für Ordensleute unerlässliche, für uns Oblaten typische Bußpraxis, da uns strenge Bußübungen erspart bleiben sollten. Erleichtern feste äußere Formen überdies nicht den inneren guten Geist?

Darum auch die häufigen Wiederholungen derselben Dinge, die uns auffällt und die bis zu solchen Kleinigkeiten reicht wie: mit einem Wollstrumpf alle Flecken auf dem Talar zu beseitigen. Oder mit jedem Blatt Papier und jeder Feder sparsam umzugehen.

Mag manches, was ihm noch wichtig schien, heute „überholt“ oder von der Kirche anders geregelt sein, wie z.B. keine rein politischen Zeitungen zu lesen, die Post ungeöffnet abzugeben, und zu empfangen, die Exerzitienbeichte beim Oberen oder bei dem vom Exerzitienmeister bestimmten Pater abzulegen anstatt bei einem fremden Geistlichen u.ä. mehr, so bleibt der Geist, der unseren Gründer dabei leitete, sicher von jeder Epoche Oblaten beherzigenswert: völlige Losschälung vom eigenen Ich und Ausgeliefertsein an den Willen Gottes. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil betont die Kirche eben mehr die Mündigkeit und Freiwilligkeit des selbstverantwortlichen Gottesvolkes im allgemeinen Priestertum. Unser Gründer hatte sicher nichts gegen diese Mündigkeit einzuwenden, im Gegenteil: dies war sogar das Ziel all seiner Bemühungen, mündige Oblaten für die Heimat wie für die Mission heranzubilden. Oder hat er vielleicht die Persönlichkeit des Oberen überschätzt? Will es nicht scheinen, dass er uns heutigen Oblaten etwa zurufen würde: Freiheit ja, aber bitte nach beiden Seiten. Kein Zuviel und kein Zuwenig. Darum keine Abschaffung eines jeden Zwanges. Jeder möge willig tun, wohin die Gnadenführung des Hl. Geistes ihn im Rahmen der Regel zieht: höchstes Ziel übrigens auch des hl. Franz von Sales, der selbst im Noviziat diese selbstlose Freiheit einräumt!

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Es seien mir noch einige Bemerkungen zu dieser Übersetzung gestattet: Die Lektüre dieser sieben Bände ist nicht immer leicht und flüssig. Das bestätigte mir vor kurzem ein inzwischen verstorbener Mitbruder. Andererseits sagte mir ein österreichischer Mitbruder vor Jahren, meine Übersetzung scheine ihm allzu flüssig, verglichen mit dem vorliegenden Text. Nun, ich habe es nach bestem Wissen und Gewissen getan und suchte das Bestmögliche aus dieser Notlösung zu machen, nur Mitschriften oder Nachschriften vor mir zu haben. Schreib- und Hörfehler und Lücken sind beim Mitschreiben ja unvermeidlich. Der Text von Langelaan enthält überdies nicht wenige Französischfehler, aber in Anbetracht z.T. vergilbter Manuskripte nicht gerade viele, grob geschätzt etwa 100 bis 150. Ich habe mir zwar viel Mühe gegeben, aber auch keine übertriebene Mühe, wollte ich doch, dass Sie, liebe Mitbrüder, noch zu Ihren Lebzeiten die Übersetzung vor sich haben. Von der siebenbändigen Ausgabe von Langelaan hat die österreichische Provinz den ersten Band übernommen, ich selbst übersetze derzeit den letzten und siebten Band. Sie besitzen zurzeit Band II und II in der ansprechenden Präsentierung durch unseren Provinzial P. Eßer.

Zur Vermehrung der Wissenschaftlichkeit könnten später einige Wünsche von P. Schauer noch berücksichtigt werden: alles in Klammern Stehende ans Fußende zu verlegen, bei Bibelzitaten den Ort angeben, wo sie im AT und NT stehen. Das Problem zu lösen, wo P. Brisson nur abgekürzt Stellen aus alten, uns heute unbekannten Satzungen erklärt.

Und nun: „Nehmen wir und lesen wir!“

Schleiden, im Mai 1978

P. Johannes Ehle OSFS.

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