Kapitel vom 27.11.1879: Das Vorwort zum Direktorium.
Nach der Erklärung der Satzungen kommt unser Vater auf das Direktorium zurück. Noch einmal fordert er uns auf, die Satzungen treu zu befolgen, die zwar aus sich nicht unter Sünde verpflichten. Ein Mensch kann nämlich einen anderen Menschen nicht unter Sünde zu etwas verpflichten. Dennoch wird es schwierig sein, ohne Sünde eine Satzung zu verletzen, wenn die Ursache der Verletzung schlecht ist.
Unser Direktorium gebraucht im Vorwort die Worte des Herrn an Johannes in der Geheimen Offenbarung. So groß ist sein Vertrauen in die Wirksamkeit dessen, was er getan und gelehrt hat. Und tatsächlich hat sich niemand des Direktoriums bedient, ohne zur Vollkommenheit seines Standes gelangt zu sein.
Es wird in unserem Inneren Bitterkeit bereiten, dennoch wird es unserem Mund süßer sein als Honig. Zweifellos bringt die Übung des Direktoriums Bitterkeit mit sich, sie unterwirft uns und tötet uns ab, nimmt unser Urteilsvermögen, unseren Willen und unsere Freiheit in Beschlag. Aber auch Gott zögert nicht mit der Erfüllung seiner Verheißung, die er uns durch den Mund unseres hl. Stifters gegeben hat. Er entschädigt uns überreich für die Opfer, die wir ihm zuliebe gebracht haben.
Das traf schon beim hl. Franz v. Sales selber zu. Während seines Lebens schon nannte man ihn selig, so sah man an ihm die innere Freude ausstrahlen und gestand selber, dass Gott ihn mit den Freuden seiner Gottheit geradezu überströmte. Verlassen wir uns auf diese Freizügigkeit Gottes und lieben wir die Tröstungen Gottes. Nicht locken sollen uns jene Tröstungen, die der Eigenliebe unserer Seele schmeicheln, wenn sie sich wieder zu sich selber zurückwendet, sondern allein die Tröstungen, die uns mit Gott erfüllen. Seien wir stark und beharrlich in dieser Übung! Und wenn wir bereits lange Zeit darin ausgeharrt haben, nehmen wir immer wieder einen Anlauf, uns darin zu verankern. Nur so bleiben wir miteinander vereint und bilden ein Herz und eine Seele. Soldaten machen stets dieselbe Übung und werden dadurch doch nicht eins. Unser Direktorium hingegen vereint Herz und Seelen. Da kommen all die verschiedenen Willen zur Einheit. Leben wir darum treu unser Direktorium, es wird uns immer mit Gott einhüllen!
Seelen, die nach dieser Lebensart gestaltet sind, gewinnen auch einen Grundstock inniger Einheit und beständiger Verbindung mit Gott. Und sie verbleiben in dieser Einheit selbst dann, wenn sie gerade nicht an Gott denken. So werden all unsere Handlungen, selbst die gewöhnlichsten und zerstreuendsten, gleichsam einbalsamiert und die unser Zutun teilen wir diesen Balsam durch alles, was wir tun, den anderen mit.
Andere Seelen suchen ihren Weg erst und erbitten in der Beichte eine Seelenführung. Wir hingegen wissen, was wir zu tun haben. Wir haben die sichere Gewissheit, dass wir mit dem Leben nach dem Direktorium uns im aktuellen göttlichen Willen befinden.
