Ansprachen

      

02.  Weiheexerzitien der Herren Berard, Goyset, und Robert im September 1879.

Das Diakonat.

1. Vortrag: Pflicht und Versuchung des Diakons.

In einem Vorbereitungsgebiet auf die Diakonatsweihe bittet der Bischof für die Weihekandidaten um Unterwerfung unter den Willen Gottes, um den Geist der Freiheit in Abhängigkeit und Dienst, um den „freiwilligen Sklavendienst“.

Das Diakonat ist Teilnahme am Priestertum. In den zwei Worten „freiwilliger Sklavendienst“ ist die ganze priesterliche Erziehung eingeschlossen: Sklave Gottes und doch frei zu sein in Dienstbarkeit. Alle Priester sind Sklaven, Knechte, Diener Gottes, aber nicht alle tun es freiwillig. Es gibt welche, die mit dem Teufel und mit sich selbst einen Bund geschlossen haben. Gewiss sind sie Knechte Gottes und geben sich ihm hin, denn das muss sein. Gleichwohl gehen sie nicht mutig und frei ihren Weg voran, sondern es ist mehr ein Sich-dahin-Schleppen. Sie haben zwei Augen: Eins schaut auf Gott und das andere auf die Welt und auf sich. Sie dienen zwar Gott, hüten sich aber, sich allzu sehr auszugeben, sich allzu stark einzuschränken.

So wird man aber kein Priester, ja nicht einmal ein Christ. Der Letztere nämlich hat nur einen Blick: Er schaut auf zum Berge Gottes, in die Tiefen des Heiligtums, auf das göttliche Vorbild und ahmt es nach. Er zeichnet es zuerst in sich, dann in den anderen nach. Nachahmen, reproduzieren, das ist Kunst der Künste… Aber ist das denn Mystizismus, gut für Nonnen? Gewiss, so muss man zu Frauen und Nonnen sprechen. Doch die Seele des Mannes ist zehn-, hundert-, ja tausendmal fähiger, all das zu begreifen und zu verwirklichen als die Frauenseele. Seine Intelligenz nimmt schärfer wahr, sein Herz gibt sich umfassender und rückhaltloser hin.

Und wenn der Christ, wenn der Priester das tun muss, wieviel mehr der Priester, der Kinder heranbildet, der Seelen erzieht. Er kann den Seelen immer nur das geben, was er selber im Herzen trägt. Gewiss, wenn er nicht den Geist der Freiheit in der Knechtschaft hat, dann kann er beim Jüngsten Gericht vielleicht zu vielleicht zu Gott: „Herr, den Weinstock, den du mir anvertraut hast, habe ich nicht ausgerissen, habe ihn nicht mit Füßen getreten…“ „Aber“, wird ihm der Herr antworten, „hast du ihn auch gepflegt und fruchtbar gemacht? Hast du seine Zweige gereinigt und mit Früchten bedeckt?“

Viele Priester tun das nicht. Natürlich sollen wir auf niemanden Steine werfen. Hat Gott uns diese Zusammenhänge aber einsehen lassen, dann müssen wir uns zu Füßen des letzten Priesters, des unwürdigsten von allen niederwerfen und aus tiefstem Herzensgrund bekennen: Wäre Gott uns nicht mit überfließenden Gnaden zuvorgekommen, die er nicht allen angeboten hat, dann wären wir tiefer gefallen als sie.

Welches ist das große Hindernis für diesen Geist der Freiheit in der Dienstbarkeit?

In den Gebeten der Diakonenweihe bittet der Bischof, dass der Diakon den Versuchungen widersteht. Die Versuchung fällt nämlich ziemlich heftig über den Diakon her. Die Zwischenzeit zwischen Diakonat und Priestertum ist deshalb äußerst kostbar, weil von ihm das ganze Priesterleben abhängt. Darum versucht der Teufel gerade ihn mit besonderem Ungestüm.

Um welche Versuchung handelt es sich da? Bei einigen ist es, es sind freilich wenige, die Tugend der Keuschheit. Für andere besteht die Versuchung in den Lockungen des Ehrgeizes. man will etwas vorstellen, will Eindruck machen, möchte einmal Bischof werden, was weiß ich… Für die meisten, und das lehrt die Erfahrung, und alle, die Seminaristen aus der Nähe kennenlernten, wissen es, ist es eine gewisse geistige Beschränktheit. Ein Seelenzustand, der sich, wie Franz v. Sales sagt, zum Erdhaften zurückwendet, der in Verwirrung gerät, der vor seiner bisherigen Hochherzigkeit, Liebe, Einsatzfreudigkeit und vor seinem Großmut erschrickt. Achtet der Diakon nicht sorgsam darauf, dann wird er die Zeitspanne, die ihn vom Priestertum trennt, mit der Spießbürgerlichkeit des gewöhnlichen Lebens, der Befriedigung seiner kleinen Leidenschaften ausfüllen. Er mag ein ehrbarer Diakon sein, ist aber kein heiliger, er schließt sozusagen eine Art Friedensvertrag mit dem Teufel. Und hat er dieses Opfer dem bösen Geist gebracht, lebt er als Diakon in geistiger Erstarrung dahin, den Dingen dieser Welt verhaftet, dann wird der Teufel, selbst wenn er später ein ehrbarer Priester und ohne Ärgerniserregung dahinlebt, den Fuß auf seinen Nacken setzen, und müsste er auch zehn, zwanzig oder vierzig Jahre auf diesen Augenblick warten.
Das also ist die Versuchung und die Gefahr, in die die Seele des Diakons, ohne es zu merken, gleitet… Ihr werdet bald zum Diakon geweiht. Was wollt ihr da tun? Rückwärts gehen? Dafür ist es nun zu spät, denn Rückwärtsweichen ist schmählich. Das Gewissen bekommt einen Riss, und am Ende steht das Verderben. Ihr habt euch auf den Kampf eingelassen. Wenn ihr zurückweicht, werdet ihr fallen…

Geht also mit Mut voran!

Das Mittel, euch gegen diese Gefahr und Versuchung zu feien, ist das Gebet: Das Gebet der Kirche, das Brevier, sowie das persönliche Gebet, die Betrachtung. Wir kommen darauf noch in diesen Vorträgen zurück.

2. Vortrag:                  Die Sendung des Diakons.

Was ich jetzt sagen will über das Amt des Diakons und seine Funktion, müssen wir mit der größten Gelehrigkeit aufnehmen. Denn es geht hier ja nicht um Menschenwort, sondern um das Wort der hl. Kirche.

Die Diakone haben ihre Regeln und Satzungen, nach denen sie sich richten müssen, sind doch ihre Satzungen noch authentischer als die der religiösen Orden. Hier geht es um keinen Rat, sondern um eine Vorschrift der Kirche. Diese Vorschrift ist aber eingeschlossen in das Wort des Pontifikales, wo der Bischof den Diakon beauftragt, die Kirche zu tragen „durch heiligen Schmuck durch göttliche Predigt, durch vollkommenes Beispiel.“

Sie müssen die Kirche auf ihren Schultern tragen. Die Diakone haben immer die Kirche getragen: Denkt an den hl. Stephanus, den hl. Laurentius. Im 13. Jahrhundert drohte die Kirche zusammenzubrechen. Da stand ein junger Mann auf, um sie zu schütteln. Es war ein Diakon, der hl. Franziskus v. Assisi. Der Papst wurde von Gott selbst über die Absichten dieses Mannes aufgeklärt, der sich ihm im Gewand der Armen präsentierte: Er sah die Lateranbasilika zusammenstürzen, und dieser Diakon hielt sie mit seinen Händen aufrecht.

Die heutigen Zeiten sind für die hl. Kirche böse. Schuld sind wir selbst: Hätte es mehr Pfarrer von Ars gegeben, wäre man häufiger Vorbildern begegnet wie wir sie in Mesnil-Saint-Loup haben, wäre das Übel nicht so groß geworden. Die Zeiten sind bösartiger denn je. Es geht das Wort der Hl. Bücher in Erfüllung: „In den letzten Zeiten wird der Glaube wieder erkalten.“ Es verwirklicht sich die Kirchengeschichte, wie sie der hl. Johannes in seiner Geheimen Offenbarung geschildert hat. Ein Priester aus Langres, der von Lourdes zurückkehrte, sagte mir, er habe dort zwei vom Teufel Besessene erlebt. Sie (es waren Frauen) schrien ohne Unterlass: „Es lebe die Republik! Es lebe Gambetta! Es lebe Jules Ferry! Es lebe der Artikel VII! …“ Wir leben in einer Herrschaft Satans. Ich bekam dieser Tage einen Brief mit einer Broschüre eines Straßburger Bürgers. Darin werden die Teufelsaustreibungen erzählt, die vor zwölf Jahren an zwei Kindern vorgenommen worden waren. Sie wiederholten ohne Unterlass: „Wir werden die Republik bekommen, dann werden wir die Herren sein! …“ Ja, ich weiß, ich mache hier Politik… Aber niemand kann mich daran hindern zu sagen: „Maranatha.“ Komm, Herr Jesus!

„Anathema“, verflucht sei alles, was vom Teufel kommt…!

Wir stehen unter der Herrschaft des Teufels, und die Diakone müssen in diesen schweren Zeiten die hl. Kirche auf ihren Schultern tragen. Sie müssen sie stützen, und sich mit ihr identifizieren, sie lieben und für sie beten, ihre Leiden mitleiden, mit ihr bluten.
Wie sollen sie die Kirche tragen?

1.  Durch den hl. Schmuck – Durch ihre Tugenden, so klein diese auch sein mögen. Der Diakon hat noch keine Seelen in Händen, kann deren Tugenden noch nicht wie Perlen sammeln, um sie Gott darzubringen. Die Tugenden des Diakons beruhen in seinem großmütigen Willen, sich Gott hinzugeben.

2.  Durch göttliche Predigt. – Der Diakon predigt noch nicht. Ein Erklärer des Pontifikales vergleicht den Diakon mit dem Acker, auf den die Saat gestreut wird, die dann später keimen und Frucht tragen soll. Gewiss kann der Diakon im Katechismusunterricht und in jeder Art von religiöser Unterweisung schon sein Predigtapostolat beginnen. Er soll sich aber vor allem durch Arbeit und Gebet auf seine spätere Predigttätigkeit vorbereiten. Er bereite sich vor, ein Kanal zu sein, aus dem die Stimme Jesu Christi erschallt und sonst nichts.

3.  Durch vollkommenes Beispiel. – Der Diakon soll ein noch besseres Beispiel geben als selbst der Priester. Die Kirche bestimmt ihn dazu, ein gutes Beispiel zu geben, besonders euch, die ihr in einer Kommunität lebt. Wir sind irdene Gefäße. Da heißt es gut achtgeben auf Stöße und Sprünge. Es kann in einer Gemeinschaft zu schrecklichen Dingen kommen: Gespräche gegen den guten Geist, gegen den Gehorsam, leichtsinnige Unterhaltungen, die die Seele des Sprechenden wie des Zuhörenden spalten und zerbrechen.

Der hl. Bernard meint, die Hölle dränge sich zwischen die Zungen zweier schlechter Freunde. Aus dem Zusammenstoß der Wort, die von ihren Lippen fallen, entzündet sich ein Feuer, das die Hölle für ewig in Brand hält…

3. Vortrag: Das Diakonat ist das Noviziat des Priestertums und der Predigttätigkeit.

Wie in allen religiösen Orden, wo es vor der Profess ein Noviziat gibt, steht auch hier, nach dem Willen der Kirche, vor dem Priestertum das Noviziat des Diakonates.

Übt euch darum fürs Priestertum ein! Das Diakonat sei eine Vorbereitung für euer privates wie für euer öffentliches Priesterleben.

Zunächst Vorbereitung auf euer privates Priesterleben: Auf euer Gebetsleben, auf die priesterliche Betrachtung, die nicht mehr die eines einfachen Gläubigen ist. Vorbereitung auch auf die priesterlichen Tugenden.

Sodann Vorbereitung auf die öffentlichen Funktionen, auf die kirchlichen Zeremonien. Man muss sie kennen und schön machen, sonst wäre man kein wahrer Priester. In all diesen Zeremonien sind Gnaden enthalten. Ich weiß es von Bischof Mermillod, dass man sich auf dem ersten vatikanischen Konzil (1870/1871) ganz besonders mit der kirchlichen Liturgie beschäftigen wollte.

Dem Diakon obliegt auch eine ganz spezielle Vorbereitung auf das Predigtamt.

Was sollen wir tun, um gut zu predigen? Sollt ihr einem Predigtbuch Bruchstücke einer fertigen Predigt entnehmen? Das verbiete ich euch Oblaten des hl. Franz v. Sales. Das ist nicht die „göttliche Predigt“, die die Kirche von uns erwartet. O nein, nicht das tote Wort eines Schriftstellers wird von euch verlangt, sondern das lebendige Predigtwort, das den Zuhörern angepasst ist. Es soll Frucht eurer persönlichen Arbeit und des Hauches des Heiligen Geistes sein, der es euch auf die Lippen wehen soll.
Derselbe Bischof, den ich eben anführte, versicherte mir auch, dass das Konzil gerade das Thema der Predigt behandeln sollte. Die meisten Predigten behandeln sollte. Die meisten Predigten heutzutage sind etwas Schreckliches, kalt, leblos, ohne Wirkung auf die Zuhörer, obschon mitunter sehr gepflegt und recht akademisch. Aber für wen predigt ihr denn? Schaut doch eure Zuhörer an! Hören sie euch zu? Leuchtet ihr Blick auf? Verstehen sie euch? Können sie einigen Nutzen aus euren Worten ziehen?

P. Rolland war zwölf Jahre lang Ministrant im Dom zu Langres. Er hörte nicht ein einziges Mal auf die Predigten, außer einmal, als ein Kapuziner predigte, der Geschichten erzählte. Was P. Rolland passierte, trifft aber für alle Kinder und für die Gesamtheit der Gläubigen zu.

Predigen wir darum für jene, die uns zuhören! Die Gotteswissenschaft muss das Skelett sein, die Basis unserer Predigt. Was sich nicht auf sie stützt, hat keine Festigkeit und Kraft. Studieren wir darum die hl. Theologie und lernen wir sie. Aber predigt nicht nur Theologie, reine Theologie!

Denn sie ist nur Theorie. Sucht ihre Anwendung in den Tatsachen und Erzählungen der Hl. Schrift und der Heiligenlegende. Was mich betrifft, so möchte ich keinen zur Priesterweihe zulassen, der das Leben der Heiligen nicht immer wieder gelesen hat. Oder aber ich ließe solch einen Priester nicht predigen. Er mag ein gelehrter Theologe sein. Dann halte er theologische Vorlesungen, aber er predige nicht. Wie will er lernen, ein Heiliger zu werden, wenn er sich mit den Heiligen nicht abgegeben hat? Warum befindet sich in unserem Jahrhundert das Predigtamt in solch einem bedauerlichen Zustand? Weil man das „Leben der Heiligen“ so wenig liest. Schöpft des Weiteren, außer in der Hl. Schrift und im Leben der Heiligen, auch in der Natur, in einem Zeitungsartikel, in einem Buch, das ihr lest, in euren Betrachtungen, ja schöpft in allem, was euch nützlich erscheint, aufzuklären und Gutes zu tun. Arbeitet und lest viel in euren Mußestunden, und habt immer die Feder zur Hand, damit ihr euch notieren könnt, was euch auffällt und nützen kann. Diese Stoffsammlung, durch Gebet und persönliche Arbeitet befruchtet, wird euch dann die „göttliche Predigt“ ermöglichen, die die Seelen lehrt und stärkt.

Macht es wie unser Herr Jesus Christus und sprecht jene an, die euch zuhören. Sehr seine Gleichnisse, z.B. vom Sämann, der den Samen ausstreut. Welch lebendiges Schauspiel! Man sieht diesen Mann vor sich dahin schreiten, sieht die Saat zu Boden fallen und aufgeben. All das spricht zu den Augen. Redet also wie unser Herr.

Holt die großen Linien aus euren theologischen Thesen und bedient euch ihrer, um eure Unterweisung abzustecken. Hauptsache aber ist, dass ihr jeden Teil auf eine lebhafte und fesselnde Weise entwickelt, dass man euch versteht, und sich merkt, was ihr gesagt habt.

Was ich von der Predigt gesagt habe, gilt umso mehr vom Katechismusunterricht. „Die Kinder baten um Brot, aber niemand war da, es ihnen zu brechen.“ Wenn diese armen Kinder um ein Ei bitten, gibt es Lehrer, die ihnen einen Skorpion reichen. Bitten sie um einen Fisch, gibt man ihnen Schlangen… Geben wir ihnen wenigstens Brot der göttlichen Weisheit.

4. Vortrag: Der Heilige Geist des Diakons.

Bei der Diakonatsweihe erhebt der Bischof plötzlich seine Stimme und singt eine Präfation, und inmitten dieser Präfation, und inmitten dieser Präfation bricht er ab und legt dem Weihekandidaten die Hände auf mit den Worten: „Empfange den Heiligen Geist zur Stärke, dass Du dem Teufel und seinen Versuchungen widerstehst.“
Dieser Gesang der Präfation erklingt nur bei großen Anlässen, z.B. im Augenblick der Wandlung. Am Karsamstag, um das große Geheimnis der Erlösung zu verkünden. Hier handelt es sich bei der Diakonatsweihe ebenfalls um einen ganz feierlichen Augenblick: Denn hier empfängt der Diakon den Hl. Geist.

Die Apostel bereiteten sich auf die Herabkunft des Hl. Geistes durch eine Einkehr von zehn Tagen vor, was sie nicht einmal vor ihrer Priesterweihe getan hatten, als sie die Vollmacht empfingen, die Sakramente zu spenden.

Hütet also wohl diesen Hl. Geist!

1. – Gib Raum dem Hl. Geist. – Hütet in euren Herzen den Hl. Geist, der euch eure Vorgesetzten hören und hochachten heißt. Urteilt über sie und ihre Werke nicht nach Menschengeist, sondern nach dem Geist Gottes!

Das ist die große Sünde unserer Zeit. Man wagt zwar nicht den Papst zu kritisieren und zu tadeln, im Übrigen ist er zu weit entfernt. Aber man schimpft über seinen Bischof und seine kirchlichen Vorgesetzten, zieht sie ins Lächerliche und murrt gegen sie. Das ist Sünde wider den Hl. Geist, die das Herz Gottes tief verletzt. Ich habe in der Diözese Troyes eine ganze Generation von Priestern gekannt, die von diesem bösen Geist infiziert waren. Es gehörte zum guten Ton, über seinen Bischof zu spotten. Es waren im Grund gute Priester, aber Gott hat sie verflucht. Diese Generation blieb in der Seelsorge ohne Furcht und Erfolg, und ihre Pfarreien gingen zugrunde. Wenn ich durch die Diözese komme und Kirchen sehe, wo in der Sonntagsmesse nicht zwei Männer und nur ein Dutzend Frauen zugegen sind, sage ich mir: Einer dieser Priester war hier Pfarrer, und ich täusche mich nicht. Schlechte Priester richten weniger Schaden an als solche rebellischen Murrer. Das konstatiere ich jeden Tag in der Verwaltung der Diözese als Generalvikar… Gott ist ein eifernder Gott, er will befehlen und herrschen. Versucht man, sich an seinen Platz zu drängen, so ist er beleidigt und entlädt seinen Zorn auf solche Rebellen auf eine Weise, die unvernünftig erscheinen würde, Gott verzeihe mir diesen Ausdruck, wäre er nicht die Gerechtigkeit selbst. Da ist ein Priester, der gut war: Wird er von diesem Geist angesteckt, zieht sich Gott aus seinem Seelsorgedienst zurück, wendet sich gegen ihn, verfolgt ihn mit seiner Rache und seinem Hass… Will dieser Priester zu Gott zurückkehren, muss er durch Feuer und Wasser und durch Leiden waten.

Jawohl, ich will zugeben, dass ihr tausendmal heiliger, klüger und gelehrter seid als eure Oberen: Achtet aber in ihnen die Autorität Gottes und zwar eines eiferndes Gottes. Setzt euren Geist nicht an die Stelle des Geistes Gottes: Gib Raum dem Hl. Geist!

2. – Löscht den Geist nicht aus. – Die Eingebungen der Gnade, die guten Gedanken, Gedanken der Hochherzigkeit und der Abtötung sollen wir nicht gering schätzen. Sie sind der Hl. Geist, der an unserer Seele vorüberzieht.

Hört auf diese Stimme und haltet euch gesammelt, sie ertönt mitten in eurem Herzen, in eurem Herzen, ganz leise, und nicht im Tumult und lautem Geräusch. Der Prophet Elias war in der Wüste. Er wollte mit Gott sprechen. Mutlosigkeit überfällt seine Seele… Ein Engel stärkt ihn. Er kommt zum Fuß des Bergs Horeb. Ein heftiger Wind kommt auf, Sturm bricht mit großem Getöse los: Das ist der Herr, meint er. Nein, antwortet eine Stimme. Dann fängt der ganze Berg Feuer… Der Herr ist da! Nein! Jetzt sammelt er sich und hört genau zu… Und da vernimmt er einen leisen Hauch am Ohr seines Herzens, wie er aus der Brust eines Menschen ausströmt. „Das ist der Herr!“ – Ja, das war er…