4. Vortrag: Der Gehorsam.
Fahren wir fort, das Stillschweigen zu bewahren während der Exerzitientage und halten wir uns pünktlich an die Tagesordnung. Denn die Übungen der Einkehrtage heiligen durch sich selbst. Die Kirchenlehrer vergleichen die Übungen der Exerzitien mit Sakramentalien, die eine den Sakramenten vergleichbare Wirkung hervorbringen: sie lassen Sünde nach und vermehren in uns das Maß an Gnaden. Wohlverstandene Einkehrtage werden zum Erfolg, ob sie nun in Geisteströstung, Licht und Gewissensruhe vergehen, oder aber inmitten von Angst, Bitterkeit und Unruhe. Stets sah ich solche Exerzitanten mit himmlischen Gaben beschenkt. Ich will nicht behaupten, dass Menschen mit schlechtem Willen während der Exerzitienzeit anders seien. Aber unter uns gibt es ja niemand, der nicht guten Willen hätte. In uns allen lebt das Verlangen, Gott zu loben und zu lieben, wie der hl. Paulus sagt. Wie ihr auch immer innerlich disponiert seid, habt frohen Mut, denn durch die Übungen der Einkehrtage empfangt ihr eine äußerst aktive Gnade, die bis auf den Grund geht und verwandelt.
Heute Morgen wollte ich euch ein besseres Verständnis von der Abtötung vermitteln als es mir wohl gelungen ist. Ich bat den lieben Gott, in euren Herzen den Wunsch nach einem abgetöteten Leben, einem vorbildlichen Ordensleben einzupflanzen. Ich betete, die Oblaten möchten echte Ordensleute werden. Allein schon durch die äußere Seins- und Lebensart des Ordensmannes wirkt eine machtvolle Gnade auf die Seelen der anderen ein.
Der Ordensmann sollte sozusagen eine Art Zauber, Faszination auf die gläubigen Seelen ausüben. Wenn es immer noch einige Christen und Gläubige gibt, so wollen wir ihnen gern den Genuss gewähren, einen echten Ordensmann zu erleben, mit all der Einfachheit, Demut und dem gesunden guten Urteil, die einem wahren Ordensmann eigen sind. Beobachtet nur Menschen, die wenig aus sich machen, die sich ganz einfach geben, wie bei ihnen alles vernünftig und gewinnend wirkt. Man spürt einfach, wie hier alles schicklich ist. Solcher Art sollte auch der Ordensmann des hl. Franz von Sales sein. Übt euch darum ein im Direktorium und seiner treuen Observanz. Von euch muss aller Anstoß ausgehen: unsere Seele, unsere Manieren müssen die Form, das Modell, das Vorbild für alle abgeben, die euch begegnen. Ich komme heute Abend auf den Punkt zurück, weil er die kostbarste Frucht dieser Exerzitien sein soll. Ich sagte euch schon am Anfang: diese Exerzitien sollten den Rang eines 1. Generalkapitels erhalten. Ein säuberlich gezeichneter Pfad muss schon vom ersten Anfang ausgehen. Wenden wir alle Aufmerksamkeit darauf, ihn nie zu verlassen. Wir, die ersten, müssen allem Künftigen Anstoß und Bewegung verleihen. Was wir jetzt tun, werden die Nachfolgenden uns nachmachen. Wir tragen in uns die Ursprungsenergie, die alles später Kommende beeinflusst. Wir sind das Samenkorn, in dem alles bereits die spätere Frucht verborgen liegt. Die Frucht wird dem Samenkorn entsprechen. Ist der Same krank, wird auch die Frucht schwächlich und kümmerlich ausfallen. Verbringt darum diese Tage zusammen mit dem lieben Gott im Schweigen eurer Seele. Betet Ihn an in jedem Augenblick. Übergebt euch rückhaltlos seinem hl. Willen. Verweilt ihr im Licht, dann ist es sehr gut. Seid ihr in Finsternis getaucht, ist es ebenso gut, ja, vollkommen. Gebt euch treu den Übungen hin, auch wenn jeder Geschmack und jede Befriedigung fehlen. Oft wiederhole ich dieselben Dinge: ich möchte während dieser Einkehrtage ohne Unterlass darauf zurückkommen.
Unabhängig von den klösterlichen Tugenden, die ich die äußeren Tugenden nennen möchte, muss der Ordensmann noch gewisse Grundtugenden besitzen, die absolut verpflichten: ich meine die Gelübde. Der Gehorsam ist das oberste Gelübde. Die hl. Regel erläutert genauestens, wie dieses Gelöbnis erfüllt sein will. Die Lehre des hl. Stifters wie der Guten Mutter, ihr Beispiel und die Gnaden, die beide uns erbitten, stehen uns zu ihrer Erfüllung jederzeit zur Verfügung.
Was leicht zu begreifen ist, ist die Tatsache, dass jedes Gelübde die Erfüllung eines Aktes erheischt, den wir nicht setzen würden, wenn wir ihn nicht ausdrücklich gelobt hätten: ich würde folglich bei dieser oder jener Tätigkeit nicht gehorchen, wenn ich mich nicht durch ein Gelübde dazu verpflichtet hätte.
Die wahrhaft gehorsamen Seelen sind selten. Dafür gibt es vielerlei Gründe. Einen wichtigen Grund nannte mir oft die Gute Mutter: „Um gehorchen zu können, muss man ein begabter Mensch sein und über eine überdurchschnittliche Intelligenz verfügen.“ Gewiss vermag Gottes Gnade einen Menschen auf übernatürlichem Wege zu einer Gehorsamstat zu bewegen. Doch um wahrhaft gehorsam zu sein, den Gehorsam zu praktizieren, ist eine hinreichende Dosis von Intelligenz unerlässlich. Beobachtet diese Tatsache in euren Klassen und Kollegien: die Schüler, die am besten gehorchen, sind auch am verständigsten. Sagte die Gute Mutter nicht, die Erbsünde habe den Verstand mehr als den Willen verwundet? Darum liegt eine Hauptursache klösterlicher Unvollkommenheit in einem Mangel an geistiger Klarheit. Um sich einer Sache hinzugeben, um einer Wahrheit, die euch erklärt wird, anzuhangen, muss man diese Wahrheit einsehen. Man kann nicht „Ja“ zu etwas sagen, das man nicht erfasst hat. Erbittet darum von Gott die nötige Einsicht, um gut gehorchen zu können. Um ein guter Ordensmann zu sein, bedarf es einer großen Weite des Geistes. Ruft das Wort Gottes zu Hilfe, das da vom Vater der Lichter hervorgeht, es möge euch den wahren Gehorsam lehren.
Fügen wir folgende Bemerkung gleich hinzu: alles Gehorchen kostet Opfer. In jedem Gehorsam steckt ein Verzicht, ein Opfer. Der hl. Paulus spricht einmal ein starkes Wort aus: der Erlöser selbst hätte den Gehorsam nicht gut verstanden und die rechte Einsicht wäre ihm dafür abgegangen, wenn er nicht durch Leiden hätte hindurch müssen: durch sein Leiden lernte er den Gehorsam. Es ist also unerlässlich, dass wir in jedem Gehorsam einer Unbequemlichkeit, einem Leiden begegnen. Ist dieses Leiden klein, entspricht ihm auch nur ein kleines Verdienst. Ist es groß, wiegt das Verdienst dem entsprechend schwerer. Zwei Dinge setzen wir also den Gehorsam zusammen: verstehen und leiden. Ohne diese zwei ist kein echter Gehorsam möglich. Gehorsam muss sich immer mit Vernünftigkeit verbinden. Begreift also wohl: jedes Gehorchen verlangt zuerst das Licht von oben: um dieses Licht heißt es beten. Es verlangt zweitens ein Opfer: darum nicht engherzig sein, sondern ein volles, ein herzhaftes „Ja“ sagen, mit ganzem vollem Willen. Denn die letzte Zustimmung muss von uns kommen.
Ihr wisst, was die hl. Schriftsteller über den Gehorsam verlauten lassen: Saul bringt ein Opfer dar und glaubt, damit Gott besänftigt zu haben. Da sucht ihn Samuel auf: Du bist verworfen. – Aber ich habe doch eine große Zahl von Opfertieren geschlachtet: seit dem Auszug aus Ägypten gab es niemals ein so feierliches Opferfest. – Du bist aber ungehorsam gewesen. Gott hat dich von seinem Angesicht verstoßen. Ein Knabe wird an deine Stelle treten. Deine Königskrone wird von deinem Haupt gerissen und deine Nachkommen werden dein Schicksal teilen.
Betrachtet Abraham: sein großes Verdienst besteht in seinem Gehorsam. Weil er den Willen Gottes erkannt hatte und das Liebste auf dem Opferaltar hinzugeben bereit war, erhob ihn Gott zum Vater aller Glaubenden und machte seine Nachkommenschaft zahlreich wie die Sterne des Himmels. Der hl. Paulus verrät uns, was dies zu bedeuten habe: Das Alte Testament sei Urbild und Vorbild des Neuen Bundes.
In ähnlicher Weise wird jedem Gehorchenden ein Geschlecht und eine Nachkommenschaft zuteil, so zahlreich wie die Sterne des Himmels, und seine Werke bringen Früchte ohne Ende hervor.
Unser Hl. Vater Leo XIII. rief mir ermunternd zu: Seid Ordensmänner, echte Ordensmänner bis zum Vergießen des Blutes und: „Was wir brauchen, sind ganze Ordensleute“, meinte er genau dasselbe.
Gewiss werden von Abraham mehrere Akte des Gehorsams verlangt: er musste zunächst sein Vaterland verlassen. Vielleicht lassen sich alle seine Gehorsamstaten auf diese eine zurückführen, und dieser einzige Akt brachte ihm das volle Verdienst bereits ein. Auch wir können durch eine einzige Gehorsamstat eine große Zahl von Seelen retten. Möge uns das dazu ermutigen, gut zu gehorchen.
Viele, sehr viele Erwägungen ließen sich über das Gehorchen anstellen. Wer erwirkt die Rettung der Welt? Der Erlöser. Wem unterwarf er seinen Willen? Seinem Vater, und das während seines ganzen Lebens. Wem gehorcht er immer noch? Dem Priester: Gott gehorcht der Stimme eines Menschen.
Wen sollen wir unseren Willen unterwerfen? Dem lieben Gott. Dadurch, dass wir seine Heimsuchungen ebenso annehmen wie Zulassungen seiner Vorsehung und Gerechtigkeit im Frieden unserer Seelen. Die Gute Mutter musste bei öffentlichen Schicksalsschlägen und Prüfungen nur immer das eine zu wiederholen: „Herr, du hast es so gewollt!“ Sie unterwarf sich Gott in geistlichen Tröstungen, und im Herzensfrieden ebenso gut wie in Krankheiten und Prüfungen, indem sie ein uneingeschränktes „Ja“ zu allem sagte.
So sollten auch wir es halten, dann werden auch wir uns später, wenn wir die nötige Übung gewonnen haben, wie sie, dem göttlichen Willen mit Bereitwilligkeit und Wohlgefallen unterwerfen.
Fügen wir uns seinem hl. Willen bei allen Gelegenheiten, in denen er unser Tun und Lassen festlegt. Mit großer Einfachheit und Genauigkeit lasst uns die klösterliche Observanz zu unserer Sache machen. Das verleiht uns Unbefangenheit und Zufriedenheit. Gehen wir beim ersten Glockenschlag zur bezeichneten Übung. Das wird zu einer unversieglichen Quelle von Verdiensten. Es häuft in uns Schätze an, die keine Grenzen kennen. Die hl. Theresia sah während eines großen Jubiläums Gnaden nur auf solche Seelen herabregnen, die den Gehorsam liebten und in völliger Abhängigkeit von Gott lebten.
Gleichen wir unseren Willen also der hl. Regel an und dem Vorgesetzten, wer immer es sei. Unser Gehorsam trägt einen ganz eigenen Charakter: ihr Volk heißt Gehorsam und Liebe. Das Charakteristikum dieser Rasse also, der Kinder Gottes nämlich, ist Gehorsam des Herzens, eines Herzens, das liebt und sich hingibt. Der Gehorsam kostet uns am Meisten, weil der Mensch sich nur ungern einem anderen Menschen unterwirft. Schließlich sind ja alle Menschen gleich. Wir aber unterwerfen uns wahrlich nicht einem anderen Menschen, sondern Gott. Fällt uns das schwer, so liegt gerade darin das Verdienstliche, das den Einsatz unserer ganzen Intelligenz und unseres Willens lohnt.
Die Gute Mutter war so gehorsam, dass es gegen Ende ihres Lebens schien, diese Tugend bereite ihr überhaupt keine Schwierigkeit mehr. Sie gehorchte all ihren Vorgesetzten mit so viel Einfachheit, Natürlichkeit und Unbefangenheit, dass man spürte, sie gehorche nur Gott, ohne überhaupt an Menschen zu denken. Von dieser Art sollte auch unser Gehorsam sein. Es gibt nur zwei Dinge zu beachten: gehorchen und lieben. Wenn ihr das verstanden habt, dann habt ihr den Sinn dieses Gelübdes erfasst.
Der passive Gehorsam, der Kadavergehorsam, von dem manchmal gesprochen wird, mag schön und gut sein. Viel schöner finde ich aber den Gehorsam einer wahrhaft guten und einfachen Seele, einer Seele, die aus Gehorsam einen Liebesakt macht, dem alles Gezwungene fehlt. Man sage ihr, einen Strohhalm aufzulesen, sie tut es. Mag man sie in die Wüste Afrikas schicken, es macht ihr nichts aus. Was den Gehorsam wahrhaft groß macht, ist ja nicht der bedeutende Auftrag, sondern die Liebe zu Gott. Alles andere zählt nicht. Das heißt es begreifen. Darin erschöpft sich das Gelübde des Gehorsams, eines Gehorsams aus Liebe.
Wie sieht das nun in der Praxis aus? Verbindet euer Gehorchen mit viel Glauben und Vertrauen!
Sollen wir annehmen, der Obere täusche sich? Nein. Dann erfreuen sich Vorgesetzte also der Unfehlbarkeit wie der liebe Gott? Es kommt ganz darauf an, wie man dies versteht. – Wenn man euch etwas zu tun aufdrängt, so ist eure Gehorsamstat unendlich verdienstvoll in den Augen Gottes. Denn gehorchen vollzieht sich ja weniger bezüglich der Sache, des Inhalts, als vielmehr, weil es in einer höheren Ordnung beheimatet ist, nämlich im Willen Gottes. Und gerade daher bezieht es, unabhängig von der befohlenen Sache, sein unbegrenztes Verdienst. Das heißt es bedenken.
Als ich meine Exerzitien in der Kartause von Bosserville machte, erzählte mir der Novizenmeister, seine Novizen seien dermaßen gehorsam, dass man sich bei einem Auftrag genau seine Worte überlegen müsse, damit diese nicht das rechte Maß überschritten. Eines Tages, so berichtete er mir, gingen wir in einem Wald durch ein langes, schwarzes Dorngestrüpp, und ich sagte zu einem von ihnen: „Sie hätten es wohl verdient, wenn man sie in die Dornen wirft.“ Ich ging weiter, als man mir plötzlich sagte: „Bruder Soundso fühlt sich sehr schlecht.“ Ich drehe mich um: der Novize hatte sich in die Dornen geworfen und war von Kopf bis zu den Füßen von Dornen zerstochen. Und der Pater fügte hinzu: „Wir haben kein untrüglicheres Zeichen, einen echten Ordensberuf feststellen zu können als die Einstellung zum Gehorsam. Nehmen sie einen ganz einfachen Menschen her: ist er gehorsam, dann ist er ein Heiliger.“
Gehorchen heißt es jedem Oberen, ob dem Hausoberen oder dem, der durch das Amt uns übergeordnet ist, oder einem fremden Vorgesetzten, der auf sehr hohem Posten steht. Stets soll der Gehorsam weder an Bedingungen noch an Einschränkungen geknüpft sein. Der Befehlende irrt insofern nie. Lässt er den Untergebenen eine Dummheit begehen, dann wird Gott diese in etwas umwandeln, das sicher zum Ziel führt.
Was die Gute Mutter geheiligt hat, war der Gehorsam. Und ebenso wurden die Häuser, in denen sie gelebt und in welchen sie so vortreffliche Nonnen zurückgelassen hat, durch den Gehorsam geheiligt. Ich sage das nicht aufgrund meines Wissens aus dem Beichtstuhl, sondern kraft meiner Erfahrungen als Leiter des Hauses – während dreißig Jahren erlebte ich nicht den geringsten Verstoß gegen dies Gelübde. Dieses Haus war in der Tat die Pforte des Himmels. Man hätte darin das Singen der himmlischen Geister vernehmen und den lieben Gott inmitten seines ganzen Hofstaates erblicken können.
Man sagt, die Oblaten seien fromme Leute. Das ist möglich. Ich glaube es und wünsche, dass sie das immer mehr werden. Würde man aber in Bälde feststellen, ihre Liebe zum Gehorsam entspräche ihrer Frömmigkeit, dann könnte man behaupten, sie hätten den Platz erreicht, wo sie hingehören, und ihre Mission sei in Erfüllung gegangen. Schenkt dem Gehorsam deshalb all eure Aufmerksamkeit. Die Novizen mögen ihrem Meister gehorchen und alle seine Worte sehr ernst nehmen. Der Gehorsam habe etwas Unabänderliches und Unbewegliches an sich, wie ein Talent Blei. Übt euch eifrig darin, um euch jene Siege anzueignen, die dem Gehorsamen verheißen sind.
Bitten wir Gott um diese Gabe, denn aus eigener Kraft erwerben wir sie nicht. Aus ganzer Seele flehe ich Gott an, er möge über euch Tugenden des Ordensstandes ausgießen in einer Fülle und zu einem Gewinn, dass nichts mehr imstande sei, euch von diesem Weg abzubringen. Was ich euch da ans Herz lege, hat Gott mir befohlen, die Gute Mutter mir gesagt, ja unser Herr selbst hat es mir aufgetragen, und zwar nicht für mich allein, sondern für euch alle. Liebt den Gehorsam: Das ist sein ausdrücklicher Wille, den er mir persönlich mitgeteilt hat und den ich euch von ihm übermittle. Als er mir erschien, war sein Gesichtsausdruck eher streng, was mir die Wahrheit dieser Erscheinung nur bestätigt, wenn ich einmal ganz absehe von dem, was unser Hl. Vater Leo XIII. mir darüber gesagt hat. Die Forschungen, die über das äußere Aussehen unseren Herrn angestellt wurden, führen alle zum gleichen Schluss.
So fand man in Rom eine Kopfskulptur Christi aus den ersten Zeiten, die leider zerborsten ist. Doch ist das Profil sehr gut erhalten und zeigt etwas strenge Züge. Ferner findet sich in Rom in der Kirche der „Vier Nationen“ ein Marmorkopf Christi, ein Meisterwerk der Bildhauerkunst der Urkirche. Die Überlieferung will, dass es ziemlich genau den Typ unseres Herrn wiedergibt. Auch dieses Antlitz weist etwas Herbes auf. Schön, aber streng: Jesus als Richter der Lebenden und Toten. Ferner soll die hl. Maura, ins Gebet vor dem Altar von St. Peter versunken, die Stimme des Herrn gehört haben: ebenfalls die strenge Stimme des Weltenrichters. Denkt immer dieses Antlitz unseres Herrn, gütig zweifellos, aber ernst darauf drängend, dass man seinen Willen erfülle. „Fürchtet den Herrn! Der Anfang der Weisheit ist die Furcht Gottes!“ „Fürchte Gott und beobachte seine Satzungen.“ Machen wir uns also keine falschen Vorstellungen von unserem Herrn.
Sicher kann man viele schöne Dinge über Jesus sagen, kann ihn mit Rosen umgeben: Wahr bleibt doch, dass er ernst und streng ist. Bringen wir unsere Herzen wohl in Ordnung, wie die hl. Schrift lehrt, so wie die Soldaten sich in der Schlacht aufstellen mit Furcht, Achtung und Pünktlichkeit. Alles an und in uns atme Korrektheit, weil das Antlitz unseres Herrn den gleichen Ausdruck zeigt und sein Wille keine Unsicherheiten und kein Schwanken kennt. Möge er euch gleich beim Segen den tieferen Sinn des Gehorsams erkennen lassen, so wie er ihn fordert, und möge er euch entschlossen machen, während der hl. Exerzitien ganz und ohne Abstriche und Einschränkungen auszuführen, was der Gehorsam von euch verlangt.